Medienmitteilung

Kein Freipass für Freihandel mit China

27.09.2021, Handel und Investitionen

Mit 102 zu 84 Stimmen hat der Nationalrat heute eine Motion seiner aussenpolitischen Kommission (APK) abgelehnt, die den Menschenrechtsschutz im Freihandelsabkommen (FHA) mit China stärken wollte.

Isolda Agazzi
Isolda Agazzi

Expertin für Handels- und Investitionspolitik sowie Medienverantwortliche Westschweiz

+41 22 901 07 82 isolda.agazzi@alliancesud.ch
Kein Freipass für Freihandel mit China

© Mades Nissen / Panos

Die Motion der APK verlangte vom Bundesrat, bei der beabsichtigten Aktualisierung des FHA mit China ein verbindliches Kapitel zur Einhaltung der Arbeits- und Menschenrechte vorzusehen. Damit reagiert die APK auf die sich diesbezüglich verschlechternde Situation im Reich der Mitte und besonders auf die erdrückende Evidenz von systematischer Zwangsarbeit, zu der namentlich die uigurische Gemeinschaft genötigt wird.

In seiner Antwort auf die Motion bezeichnet der Bundesrat die Verankerung solcher Bestimmungen im FHA als «nicht realistisch». Diese Einschätzung bestätigt ein Rechtsgutachten, das unsere NGO-Koalition letztes Jahr in Auftrag gegeben hat. Beides zeigt, dass punktuelle und isolierte Ansätze zur Stärkung der Menschenrechte zunehmend an politische Grenzen stossen. Notwendig ist deshalb ein grundlegender Wechsel in der Aussenwirtschaftspolitik der Schweiz auf der Basis eines soliden Gesetzes.

Dafür spricht auch der zunehmende parlamentarische Druck, die traditionelle Gewichtung zwischen Wirtschaftsinteressen und Menschenrechten in der Schweizer Aussenpolitik zugunsten der letzteren zu verschieben. Die jüngste Motion verdeutlicht zudem den Wunsch im Parlament nach verstärkter Mitsprache in diesem Bereich. Denn «Aussenpolitik ist Innenpolitik», wie Aussenminister Cassis zu sagen pflegt.

Alliance Sud, die Gesellschaft für bedrohte Völker und Public Eye fordern Bundesrat und Parlament deshalb zur Ausarbeitung eines revidierten und umfassenden Aussenwirtschaftsgesetzes auf, um damit die notwendige Debatte zu demokratisieren und die aussenwirtschaftspolitische Transparenz und Kohärenz zu verbessern.

Kontakt:
Thomas Braunschweig, Public Eye, +4144 277 79 11, thomas.braunschweig@publiceye.ch