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Krankheitssymptome des Klimas nicht unterschätzen

06.12.2021, Klimagerechtigkeit

Die Bedeutung der Klimakrise und deren Auswirkungen auf den Planeten und uns Menschen werden trotz Wissenschaft und Extremwetter in der Öffentlichkeit immer noch unterschätzt. Vor allem seitens der Politik fehlt entschlossenes Handeln.

Krankheitssymptome des Klimas nicht unterschätzen
Bernd Nilles, Präsident Alliance Sud und Geschäftsleiter Fastenopfer
© Fastenopfer

Fastenopfer hat bereits 1989 mit einer Plakatkampagne auf die Gefahren des Klimawandels hingewiesen; doch es wurden 30 Jahre lang nur kleine Schritte gemacht und global hat der Ausstoss von Treibhausgasen immer weiter zugenommen. Heute gibt es einen Konsens in der Wissenschaft, dass wir uns bereits in einer Klimakrise befinden, die für immer mehr Menschen weltweit, aber auch hier bei uns, katastrophale Folgen annimmt. Die Bedeutung der Klimakrise und deren Auswirkungen auf den Planeten und uns Menschen werden trotz Wissenschaft und Extremwetter in der Öffentlichkeit immer noch unterschätzt. Vor allem seitens der Politik fehlt entschlossenes Handeln: Auch ein Klimagipfel wie in Glasgow kann nur so viel leisten, wie die 190 nationalen Regierungen, inklusive die Schweiz, bereit sind, auf den Tisch zu legen.

An der COP26 hat Bundespräsident Guy Parmelin zu Recht behauptet, es würde zu wenig getan. Was er nicht sagte: Gerade reiche Staaten wie die Schweiz stehlen sich aus der Verantwortung. Daher ist es unsere Aufgabe, immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Klimakrise bereits Realität ist. In Afrika, Asien und Lateinamerika kämpfen Menschen gegen Überschwemmungen und Dürren, deren Ursache massgeblich die Klimakrise ist. Bei ihnen geht es ums Überleben. Und auch in der Schweiz bekommen wir die Klimakrise immer mehr zu spüren.

Umso wichtiger ist es, dass Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und Medien auch den verletzlichsten Bevölkerungsgruppen der Welt eine Stimme in der Schweizer Politik geben. Genau dies scheinen aber seit einem Jahr verschiedene «liberale» PolitikerInnen mit ihren Einschüchterungsversuchen im Anschluss an die Konzernverantwortungsinitiative (KVI) verhindern zu wollen. Und wie kann es sein, dass in den Parlamentsausschüssen einige PolitikerInnen, die sich ansonsten wo immer möglich gegen Bürokratie und Regulierung aussprechen, eine Motion von Ständerat Ruedi Noser unterstützen, die an bürokratischem Aufwand kaum zu überbieten ist? Alle gemeinnützigen Organisationen auf ihre politische Tätigkeit hin überprüfen zu wollen und zu drohen, ihre Steuerbefreiung allenfalls zu widerrufen, bedeutet nichts anderes als das extreme Ungleichgewicht in unserer Gesellschaft zu verschärfen.

Alliance Sud wird weiterhin alles daransetzen, dass Politik nicht nur eine Frage des Geldes und der parteipolitischen Couleur bleibt. Die Volksmehrheit für die KVI vor einem Jahr hat klar vor Augen geführt, dass die Bevölkerung sich eine Schweiz wünscht, deren Politik und Wirtschaft nicht nur nationalen und finanziellen Interessen dient. Denn diese Interessen verhindern vielfach auch eine gute Klimapolitik. Für das neue Jahr wünsche ich mir, dass wir die Krankheitssymptome unserer Welt ernst nehmen, Mensch und Umwelt Vorrang geben und endlich entschlossen handeln.

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Die Alliance Sud-Zeitschrift zu Nord/Süd-Fragen analysiert und kommentiert die Schweizer Aussen- und Entwicklungspolitik. «global» erscheint viermal jährlich und kann kostenlos abonniert werden.