Meinung

Unternehmen statt NGOs

03.07.2019, Entwicklungsfinanzierung

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA senkt die Bundesbeiträge an einzelne bisherige Partnerorganisationen deutlich. Ein weiterer Mosaikstein beim Umbau der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit.

Unternehmen statt NGOs

Mark Herkenrath, ehemaliger Geschäftsleiter Alliance Sud

Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit soll ab 2021 mehr Partnerschaften mit Schweizer Unternehmen eingehen. Darunter leiden die bewährten Partnerschaften mit Schweizer Hilfswerken. Anfang Juli hat die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA bekannt gegeben, dass die Bundesbeiträge an einzelne bisherige Partnerorganisationen deutlich gesenkt werden sollen.

Bundesrat und Verwaltung streben eine Neuausrichtung der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe an. In der laufenden Vernehmlassung zur internationalen Zusammenarbeit ab 2021 schlagen sie eine engere Verknüpfung mit innenpolitischen und aussenwirtschaftlichen Interessen vor. Vorgesehen ist vor allem auch ein Ausbau der Partnerschaften der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA mit Schweizer Unternehmen und anderen Wirtschaftsakteuren.

Die bewährten DEZA-Partnerschaften mit Schweizer Hilfswerken sollen nach 2021 ebenfalls weitergeführt werden. Hier ist allerdings kein Ausbau geplant. Im Gegenteil: Wie die DEZA Anfang Juli mitgeteilt hat, sollen die Programmbeiträge an Schweizer NGOs eingeschränkt und neuverteilt werden. Konkret will die DEZA die Bundesbeiträge an die internationalen Entwicklungsprogramme der Schweizer Hilfswerke deutlich senken – von aktuell 50% auf neu 30% (für Einzelorganisationen) bzw. 40% (für Allianzen und Dachorganisationen). Zudem will sie eine neue Obergrenze von 8 Millionen Franken einführen.

Für viele betroffenen Organisationen bedeutet dieser Entscheid, dass sie auf verschiedene Entwicklungsprojekte in benachteiligten Ländern verzichten und sich teilweise sogar vollständig aus bisherigen Partnerländern zurückziehen müssen. Das ist umso bedauerlicher, als dass die betroffenen Organisationen mit ihrer langjährigen Expertise erwiesenermassen einen massgeblichen Beitrag zur Armutsbekämpfung und zur globalen nachhaltigen Entwicklung leisten.

Erfreulich ist, dass die DEZA auch in Zukunft nur mit solchen NGOs Partnerschaften eingehen will, die allerhöchste Qualitätskriterien erfüllen und das ZEWO-Zertifikat vorweisen können. An welchen Kriterien sich die geplanten neuen DEZA-Partnerschaften mit Unternehmen und anderen Wirtschaftsakteuren messen lassen sollen, ist hingegen noch offen. Die Vernehmlassungsunterlagen zur internationalen Zusammenarbeit des Bundes ab 2021 machen hierzu leider keine verbindlichen Angaben.