Meinung

Inflationäre Neutralitäten

29.09.2022, Internationale Zusammenarbeit

Die UNO stellt für 2020 oder 2021 eine Verschlechterung des «Index der menschlichen Entwicklung» in 90 Prozent aller Länder fest. Die Welt steht in Flammen oder ist unter Wasser und die Schweiz diskutiert über Neutralität statt über Solidarität.

Andreas Missbach
Andreas Missbach

Geschäftsleiter

Inflationäre Neutralitäten

© Parlamentsdienste, 3003 Bern

Cassis, Pfister, Blocher: Alle drei Herren versuchen mit einem Adjektiv vor dem N-Wort zu trumpfen. Bevor wir zu den Adjektiven kommen das Substantiv. Die Neutralität der Schweiz war lebenswichtig, solange Nachbarstaaten Krieg führten. Das war im Deutsch-Französischen Krieg von 1871 so und erst recht im Ersten Weltkrieg, als unterschiedliche Sympathien für die Kriegspartien das Land spalteten.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Neutralität bekanntermassen flankiert von einem weiteren Element: Der Geschäftemacherei mit Kriegsparteien. Schweizer Firmen lieferten bis 1944 grosse Mengen an Rüstungsgütern an Nazi-Deutschland. Im Krieg konnte man dazu noch von einer Notlage sprechen, aber danach blieb die Geschäftemacherei, während die Neutralität zu deren wohlfeilem Mäntelchen mutierte. «Neutralität», verstanden als «wir machen mit allen Geschäften und scheren uns nicht um Sanktionen», war einer der drei Gründe (neben Finanzplatz und Steuergesetzen), warum die Schweiz zur global dominierenden Drehscheibe des Rohstoffhandels aufstieg.

Als Nicht-Uno-Mitglied hielt sich die Schweiz nicht an Uno-Sanktionen, etwa gegen Rhodesien (heute Simbabwe) oder Apartheid-Südafrika. Marc Rich, der Pate des Schweizer Rohstoffhandels, dessen Firma zu Glencore wurde und dessen «Rich-Boys» Firmen wie Trafigura gründeten, bezeichnete seine Öl-Geschäfte mit dem Unrechtsregime im südlichen Afrika als sein «wichtigstes und profitabelstes Geschäft». Die Getreidehändler an den Gestaden des Genfersees profitierten aber auch vom Getreideembargo der USA gegen die Sowjetunion und sprangen dort in die Lücke, obwohl die Schweiz im Kalten Krieg ideologisch und praktisch (siehe Crypto-Affäre) ganz und gar nicht neutral war.

Nun zu den Adjektiven: Die «kooperative Neutralität» von Ignazio Cassis hätte die Geschäftemacherei relativiert, indem sie den neuen Status quo seit der russischen Invasion (EU-Sanktionen werden übernommen) festgeschrieben hätte. Doch der Bundesrat erteilte dem Adjektiv des Bundespräsidenten eine Abfuhr.

Weniger klar ist die «dezisionistische (Auffassung von) Neutralität» von Mitte-Präsident Gerhard Pfister. Liest man sein Interview in der Zeitung Le Temps, beschränken «Menschenrechte, Demokratie und freie Meinungsäusserung» die Geschäftemacherei. Gemäss Interview mit den Tamedia-Zeitungen geht es eher um die Werte des «westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells», also «Rechtsstaatlichkeit, Sicherheit des Privateigentums und soziale Wohlfahrt».

Die «integrale Neutralität» von alt Bundesrat Christoph Blocher will zurück zur absoluten Geschäftemacherei. Diese verteidigte er einst bereits gegen die Apartheid-KritikerInnen. Die von ihm gegründete und präsidierte «Arbeitsgruppe südliches Afrika» (ASA) wetterte gegen Sanktionen und gab südafrikanischen Rechtspolitikern und Militärs eine Plattform für ihre menschenverachtenden Botschaften. Die ASA organisierte auch Propagandareisen: «Auf den Spuren der Buren».

Auch ich hätte noch Adjektive anzubringen, denn was der Schweiz am besten anstünde, wäre eine «mitfühlende (Flüchtlinge) und weltverträgliche (Menschenrechte vor Geschäftemacherei) Neutralität».

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Meinung

AIIB: Die neue globale Playerin unter der Lupe

09.10.2017, Internationale Zusammenarbeit

«Die AIIB kann einen wesentlichen Beitrag zur (…) Förderung einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung in Asien leisten», begründete der Bundesrat im Herbst 2015 das Engagement der Schweiz bei der AIIB. Zeit für eine Zwischenbilanz. von Corinna Horta, Urgewald e.V.

AIIB: Die neue globale Playerin unter der Lupe
Die konsequente Einhaltung von Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsstandards sollte bei jedem Investitionsprojekt garantiert sein. Bild: Baustelle in Jakarta, Indonesien.
© Ed Wray / AP / Keystone

1. Wie kam es zur Gründung der AIIB?

Die Gründung der AIIB war ein diplomatischer Sieg Pekings. Die USA unter Präsident Obama hatten die europäischen Staaten und Japan gedrängt, der AIIB nicht beizutreten. Aber gerade der engste US-Partner, das Vereinigte Königreich, war der erste europäische Staat, der im März 2015 der AIIB beitrat. Kurz darauf folgten Deutschland, die Schweiz und andere europäische Staaten. Eine einheitliche Position der G7-Staaten war damit zerschlagen. Mittlerweile hat die AIIB 56 Mitgliedsstaaten, und weitere Staaten haben ihre Mitgliedschaft beantragt.

Mit einem Eingangskapital von 100 Milliarden US-Dollar ist die im Januar 2016 auf chinesische Initiative hin gestartete Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank AIIB finanziell eindeutig schwächer als Chinas eigene Finanzinstitutionen. Die China Export-Import Bank etwa vergibt jährlich ein Vielfaches davon an Krediten. Wichtiger ist denn auch der symbolische und geostrategische Wert der AIIB, denn Peking steht damit zum ersten Mal an der Spitze einer multilateralen Finanzinstitution. China kann nun einen Multilateralismus vorantreiben, bei dem Peking die Spielregeln definiert.

Die unzureichende Repräsentation Chinas in den von den westlichen Staaten dominierten Bretton Woods-Institutionen (Internationaler Währungsfonds und Weltbank), sowie von Japan in der Asiatischen Entwicklungsbank, mögen Peking zur Gründung der AIIB veranlasst haben. Ebenso wahrscheinlich ist, dass Peking eine eigene Entwicklungsbank als zielführender für seine Einflussnahme erachtet als einen unilateralen Ansatz, der auf rein wirtschaftlicher Macht beruht.

 

2. Was ist die Rolle der nicht-regionalen Mitgliedsstaaten?

Die europäischen Staaten begründen ihren Beitritt damit, die Institution von Anfang positiv beeinflussen zu wollen und sich für die besten Umwelt- und Sozialstandards einzusetzen. Inwieweit ihnen das mittel- und langfristig gelingen wird, bleibt abzuwarten. Kurzfristig lässt sich eine Dialogbereitschaft der AIIB mit der internationalen Zivilgesellschaft feststellen, so wie es westliche Regierungen erwarteten. Die mit der AIIB-Imagepflege beauftragte internationale Public Relations Firma Saatchi & Saatchi wird zufrieden sein.

Europäische Mitgliedschaft hat sicher dazu beigetragen, dass die drei großen internationalen Rating Agenturen der AIIB im Sommer 2017 das begehrte Triple A Kredit-Rating zugeteilt haben. Damit steht die AIIB auf der höchsten Ebene der Kreditwürdigkeit, was ihr ermöglicht, zu günstigen Konditionen Gelder auf internationalen Kapitalmärkten aufzunehmen und ihr zukünftiges Kreditvolumen zu erweitern. Das ist insofern bemerkenswert als die Staatsfinanzen der drei grössten Mitgliedstaaten (China, Indien und Russland) alle kein Triple A Rating haben. . Aber wie steht es mit anderen Arten von Risiken, wie Governance und Umwelt- und Sozialauswirkungen, die die Rating-Agenturen auch mit in Betracht ziehen müssen? Da bewegen sie sich auf dünnem Eis, denn die AIIB ist noch nicht lange genug im Geschäft, um darüber ein Bild zu liefern.

Bisher hat die AIIB hauptsächlich an Ko-Finanzierungen von Projekten teilgenommen, bei denen die Standards der führenden Finanzinstitution gelten. Die AIIB-Risiken werden erst mit dem anstehenden Wachstum eines eigenständigen Portfolios zutage treten.                                                                                                              

3. Was bedeutet das AIIB-Motto «Lean, Green & Clean»?

Das AIIB stellt sich als eine neue Art von Bank für das 21. Jahrhundert dar, die mit geringem Personalaufwand (lean) umweltfreundliche Projekte (green) finanziert und keine Korruption toleriert (clean). Teil des Schlankseins (lean) besteht darin, keinen Aufsichtsrat mit ständigem Sitz zu haben. Das soll Bürokratie eindämmen, sorgt aber auch dafür, Aufsicht auf Distanz zu halten. In dem 12-köpfigen Board sitzen zwei europäische Vertreter, doch sind die Befugnisse des Boards bis heute nicht klar definiert. So ist unklar, inwieweit der AIIB-Präsident in Zukunft eigenständig Kredite und Politikrichtlinien bewilligen kann.

Die AIIB will ihren Mitarbeiterstab klein halten und die Projektbewilligung schneller vorantreiben als andere Entwicklungsbanken. Aber gerade Investitionen in Infrastruktur führen oft zu Zwangsumsiedlungen und bergen vielfältige Umwelt- und Sozialrisiken. Wie wenige und unter «Effizienzdruck» stehende Mitarbeiter die Qualität der Projekte einschätzen und überwachen sollen, steht offen.

4. Wie sind Klima- und allgemeine Umweltschutzstandards der AIIB zu bewerten?

Im Juni 2017 veröffentlichte die AIIB ihre Klimastrategie. Sie bezieht sich auf das Pariser Abkommen, die Uno-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und die Uno-Initiative Sustainable Engery for All. So begrüssenswert dies und der zumindest vorläufige Ausschluss von Atomenergie ist, so problematisch ist, dass die Finanzierung von Öl- und Kohleprojekten sowie von grossen Staudämmen nicht ausgeschlossen wird. Die AIIB betont dabei, dass sie sich nach den Bedürfnissen ihrer Kreditnehmer richten wird.

Die AIIB-Umwelt- und Sozialstandards sind im Rahmenwerk Environmental & Social Framework (ESF) festgehalten. Das ESF ist flexibel und enthält bedeutende Schlupflöcher. So sollen Kreditnehmer die Auflagen der Bank «auf eine Art und in einem Zeitrahmen, der von der Bank als akzeptabel angesehen wird» erfüllen. Was für die Bank akzeptabel ist, wird dabei nicht ausbuchstabiert. Hinzu kommt, dass das ESF durch die Standards der Kunden ersetzt werden kann – also durch die oft sehr schwachen Umwelt- und Sozialstandards der Länder, die einen Kredit haben möchten.

Zwei zentrale Pfeiler, die zu Klimastrategie und Umweltpolitik gehören müssen, fehlen bisher: Richtlinien für den öffentlichen Zugang zu Projektinformation und für einen Beschwerdemechanismus. Beides sei in Vorbereitung, heisst es. Gerade öffentlicher Zugang zu Information, Rede- und Versammlungsfreiheit sind politisch empfindliche Bereiche in China und vielen Kreditnehmerländern, wo die Aktivitäten von NGOs oft unterdrückt und kriminalisiert werden.

Die AIIB kann nicht als separat von Chinas wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen verstanden werden. Eine enge Begleitung ihrer Aktivitäten seitens der Mitgliedsstaaten und der Zivilgesellschaft ist notwendig.

 

Autorin Korinna Horta betreut das Dossier internationale Finanzinstitutionen bei der deutschen NGO urgewald e.V.

 
Die Schweiz und die AIIB

mh. Die Schweiz bildet in der Asiatischen Infrastruktur Investitionsbank AIIB zusammen mit dem Vereinigten Königreich, Polen, Schweden, Norwegen, Dänemark und Island eine Stimmrechtsgruppe und stellt deren Vize-Direktorin. Ihre bisherigen Beiträge an die Bank finanzierte sie aus dem Budget für die Entwicklungszusammenarbeit.

Dieser fragwürdige Einsatz von Entwicklungsgeldern sorgte im Schweizer Parlament für heisse Köpfe. Verschiedene Parlamentsmitglieder monierten, der Beitritt zur AIIB nütze nur den aussenwirtschaftlichen Beziehungen mit China. Der Bundesrat konterte, die AIIB werde zur nachhaltigen Entwicklung in Asien beitragen, «wo die grösste Zahl der Armen und sehr Armen der Welt leben». Ausserdem sei sie eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden multilateralen Entwicklungsbanken.

Bisher sieht es nicht so aus, als würden sich diese Behauptungen bewahrheiten. Der Grossteil der bislang genehmigten Unterstützungsleistungen der AIIB geht an Projekte in Ägypten oder im Oman. Asiatische Länder mit hoher Armut spielen im Portfolio der Bank eine marginale Rolle. Ausserdem arbeitet die AIIB hier Hand in Hand mit der Weltbank-Gruppe, also gerade nicht in Ergänzung zu anderen Banken.

Artikel

Die Weltbank will mehr Geld – aber wem nützt es?

07.10.2019, Internationale Zusammenarbeit

Mit der Gewährung von Grosskrediten und ihren Beratungsdienstleistungen hat die Weltbank einen enormen Einfluss auf die internationale Entwicklungspolitik. Nun ist auch die Schweiz aufgefordert, sich an Kapitalerhöhungen zu beteiligen.

Kristina Lanz
Kristina Lanz

Expertin für internationale Zusammenarbeit

Die Weltbank will mehr Geld – aber wem nützt es?
Infrastrukturbauten sind kapitalintensiv. Bau einer Autobahnbrücke in Neu Delhi, Indien.
© Qilai Shen / Panos

In den letzten Jahren hat die Weltbank ihr Monopol in der Vergabe von Entwicklungsdarlehen verloren, da Länder vermehrt private Anbieter nutzen und sich neue Entwicklungsbanken formiert haben. Allen voran die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB), der die Schweiz 2016 beigetreten ist. Um sich dem veränderten Umfeld anzupassen, hat die Weltbankgruppe (WBG - siehe Kasten) eine Reihe von Reformen eingeleitet. Die Transformation zu einer „Wissensbank“ soll den Fokus verschieben, weg von der Darlehensvergabe hin zu einer Verstärkung der politischen und technischen Beratung und der direkten Projektfinanzierung. Ausserdem möchte die Weltbank in den nächsten Jahren vermehrt in fragilen Kontexten aktiv werden und hat angekündigt, im Klimabereich eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Das übergeordnete Ziel der gesamten Weltbankgruppe für die nächsten Jahre ist unter der Bezeichnung Maximize Finance for Development (MFD) zusammengefasst. MFD setzt ein besseres Zusammenspiel aller Unterorganisationen der WBG voraus, mit dem übergeordneten Ziel, konsequent private Gelder für die Entwicklungsfinanzierung zu mobilisieren.

Der MFD-Ansatz basiert auf der Vorstellung, dass zum Erreichen der in der Uno-Agenda 2030 zusammengefassten Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ein Umdenken stattfinden muss: Weil die Milliarden offizieller Entwicklungsgelder nicht ausreichen, um die SDGs zu finanzieren, soll es der Privatsektor richten und die Billionen zur Verfügung stellen, die es zur Zielerreichung braucht.  

Ein sogenannter Kaskadenansatz erklärt, wie das gelingen soll: Um Entwicklungsziele zu erreichen, wird zuerst immer versucht, private Gelder zu mobilisieren. In Ländern und Sektoren, in denen der Privatsektor schwächelt, propagiert die Weltbank in einem zweiten Schritt landesweite oder sektorielle Reformen zur Verbesserung des Investitionsklimas. Um die Risiken für Private zu mindern, sollen in einem dritten Schritt Garantien oder Instrumente zur Risikoteilung angewandt werden; zum Beispiel in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften. Wenn sektorielle Reformen oder Risikoteilung nicht zu marktbasierten Lösungen führen – und nur dann – werden öffentliche Ressourcen mobilisiert.

Kritik an der Weltbank

Obwohl die Weltbank in den letzten Jahrzehnten vor allem mit den Instrumenten der IDA in vielen Ländern zur Armutsreduktion beitragen konnte, steht sie seit den 1980er Jahren immer wieder in der Kritik. Trotz vieler Reformen und vermehrtem Austausch mit der Zivilgesellschaft stellt die Weltbank den kreditnehmenden Länder nach wie vor eine Reihe von Bedingungen, ehe diese in den Genuss von billigem Geld kommen: Einseitige Handelsöffnung, finanzielle Deregulierung, Privatisierung und der Rückzug des Staates gehören dazu. Diese sogenannten Konditionalitäten sind von den wirtschaftlichen Interessen der reichen Länder beeinflusst, die nach wie vor die Stimmrechte in der WBG kontrollieren und einen (noch) besseren Zugang zum Markt der ärmeren Länder anstreben. Der neue MFD-Ansatz ist eine Verschärfung dieser Praxis.

Obwohl Investitionen des Privatsektors unter gewissen Bedingungen durchaus sinnvoll und wichtig sind, ist es fragwürdig, ob der von der Weltbank propagierte Ansatz tatsächlich der Armutsreduktion dient; oder ob er nicht in der Absicht entwickelt wurde, global tätigen Firmen den Markteinstieg in Entwicklungsländern zu erleichtern und eigene Risiken dabei zu minimieren. Kritische Stimmen betonen, dass der MFD-Ansatz viel weiter geht als bloss den Privatsektor in die Entwicklungsfinanzierung miteinzubeziehen. Fakt ist, der im MFD enthaltene Kaskadenansatz zieht die private Finanzierung von Entwicklung immer und in jedem Kontext der öffentlichen Finanzierung vor, ohne zuvor eine Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen oder sicherzustellen, dass die private Finanzierung dem öffentlichen Interesse entspricht und einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung und Armutsreduktion leistet. Da die propagierten Reformen den Ländern top-down von der WB aufgezwungen werden, sind sie zumeist nicht das Ergebnis eines demokratischen Prozesses.

Entgegen verschiedener Versprechungen und trotz ihrer Sozial- und Umweltstandards investieren die IBRD und die IFC zudem nach wie vor in klimaschädliche und nicht menschenrechtskonforme Grossprojekte in Entwicklungsländern. Dies liegt unter anderem daran, dass die Standards nicht in allen operativen Bereichen der Weltbank gleich anwendbar sind. Zurzeit kommen die Standards vor allem bei der direkten Projektfinanzierung zur Anwendung, nicht aber bei entwicklungspolitischen Beratungsdienstleistungen, die in manchen Jahren bis zu 40% der gesamten Weltbank-Finanzierung ausmachen und oftmals heikle Sektoren wie etwa den Bergbau oder die Forst- und Landwirtschaft betreffen. Ausserdem hat vor allem die IFC in den letzten Jahren vermehrt Kredite an Banken, Aktienfonds oder Pensionskassen (sogenannte Finanzintermediäre) vergeben, die dieses Geld wiederum in andere, zum Teil undurchsichtige, Projekte investieren. Investitionen in Finanzintermediäre, die in Hochrisikosektoren operieren, haben sich in den letzten Jahren vervielfacht.

So waren Ende 2018 beim unabhängigen Beschwerdemechanismus der IFC 65 Fälle von Menschenrechtsverletzungen und negativen Umwelteinflüssen hängig. Eine langjährige Recherche der NGO Inclusive Development International belegt zudem bei 150 Projekten von Finanzintermediären negative soziale und schädliche Umweltauswirkungen sowie Menschenrechtsverletzungen. Auch gegen durch die IBRD finanzierte Projekte wurden in den letzten zehn Jahren 32 Klagen beim Inspection Panel – dem unabhängigen Beschwerdemechanismus der IBRD und der IDA – eingereicht; viele davon betreffen grosse Infrastrukturprojekte.

Das Interesse der Schweiz

Nachdem die Schweiz bereits Mitglied von MIGA und ICSID war, ist sie 1992 der IDA, IBRD und IFC  beigetreten und beteiligt sich seither regelmässig an den Kapitalaufstockungen, sowie an den Wiederauffüllungen des IDA-Fonds, der für die ärmsten Länder reserviert ist. Gegenwärtig hat die Schweiz nicht nur den Diskurs der Weltbank – die Entwicklungszusammenarbeit mehr auf die Interessen des Privatsektors zu fokussieren – übernommen, sie wird sich voraussichtlich auch an den anstehenden Kapitalerhöhungen der IFC und der IBRD beteiligen und der Weltbank dabei behilflich sein, ihre MFD- Strategie in Entwicklungsländern umzusetzen. Dies nicht nur um ihr Stimmrecht in dieser einflussreichen Institution zu erhalten, sondern auch aus wirtschaftlichem Eigeninteresse. Vor allem die IFC co-finanziert verschiedene in der Schweiz ansässige multinationale Firmen, Banken und Unternehmen mittlerer Grösse, die an Investitionen in aufstrebenden Märkten interessiert sind. Das langfristig angelegte Portfolio des IFC in Schweizer Firmen betrug 2018 1.4 Milliarden US-Dollar – im Rahmen des angestrebten Ausbaus der Privatisierung der Entwicklung wird dieses voraussichtlich noch wachsen.

Die Weltbankgruppe (WBG)
besteht aus diesen fünf Unterorganisationen:

  • Die Internationale Entwicklungsorganisation (IDA), die langfristige zinslose Kredite und Zuschüsse an die ärmsten Entwicklungsländer vergibt.
  • Die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD), die den Ländern mittleren Einkommens Kredite anbietet.
  • Die Internationale Finanz-Korporation (IFC), die Kredite an Privatunternehmen vergibt.
  • Die Multilaterale Investitions-Garantie-Agentur (MIGA), die ausländische Direktinvestitionen im Ausland absichert und Investoren berät.
  • Das Internationalen Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID), das Streitigkeiten zwischen ausländischen Investoren und Regierungen schlichtet.

Die WBG funktioniert im Sinne einer Finanzkooperative, deren Mitglieder die 189 Mitgliedstaaten sind. Diese haben Stimmrechte, die auf dem einbezahlten Kapital aber auch auf der Grösse ihrer Wirtschaft basieren. Aufgrund der hohen Reserven erhält die Bank auf den internationalen Kreditmärkten zusätzlich Kredite zu Vorzugskonditionen, die sie an Entwicklungsländer weitergeben kann. Im Unterschied zu kommerziellen Banken ergänzt die WBG ihre Finanzdienstleistungen mit entwicklungspolitischer Beratungstätigkeit und anderweitiger Unterstützung. Kredite werden jedoch oft an entwicklungspolitische Konditionen geknüpft. Bei der Festlegung gemeinsamer Standards und Richtlinien in verschiedensten Bereichen der Entwicklungszusammenarbeit nimmt die WBG eine Vorreiterrolle ein. Während der IDA-Fonds regelmässig alimentiert wird, kommt es nur unregelmässig und aufgrund spezieller Umstände zu Kapitalerhöhungen. Nun steht wieder eine solche an, namentlich bei der IFC und der IBRD.

Die Alliance Sud-Position

Bis jetzt ist unklar, wie die Kapitalerhöhungen finanziert werden sollen und wann die Vorlage dem Parlament vorgelegt wird. Für Alliance Sud ist allerdings klar, dass es sich bei den Kapitalerhöhungen der Weltbank um einen Aktienkauf der Schweiz in einer einflussreichen globalen Institution handelt, die auch den aussenwirtschaftlichen Interessen in der Schweiz ansässiger Firmen und Banken dient. Es handelt sich hingegen nicht um Entwicklungszusammenarbeit, wie sie in der Schweizer Verfassung und im Gesetz definiert sind – auch wenn Beiträge an die Weltbank gemäss den einschlägigen Kriterien der OECD offiziell als Entwicklungsausgaben verbucht werden dürfen.

IBRD und die IFC investieren vor allem in Länder mittleren Einkommens und nicht in die ärmsten Länder; bedenklicher noch, die von ihnen investierten Gelder fliessen oft in Sektoren und Projekte, die sogar entwicklungs- und klimaschädlich sind. Aus diesen Gründen und angesichts eines prognostizierten Rechnungsüberschusses von 2.8 Milliarden Franken im Bundesbudget wäre eine Anrechnung der Weltbank-Kapitalerhöhungen bei den Geldern der internationalen Zusammenarbeit (IZA) ein Hohn.

Multilaterale Zusammenarbeit

Multilaterale Zusammen­arbeit

Alliance Sud setzt sich für einen wertebasierten und menschenzentrierten Multilateralismus ein. Dem stehen die Eigeninteressen der Länder – auch der Schweiz – entgegen und viele multilaterale Organisationen werden weiterhin vom Norden dominiert. Dies gilt es zu überwinden.

Worum es geht >

Worum es geht

Es ist unbestritten, dass ohne wirksame multilaterale Organisationen die drängenden globalen Probleme nicht gelöst werden können. Ebenso sind sie Teil eines unverzichtbaren Systems der internationalen Diplomatie und des Dialogs. Oftmals stehen aber die Eigeninteressen der Mitgliedstaaten im Vordergrund. Vor allem ausserhalb des UNO-Systems dominieren die Interessen des Nordens viele multilaterale Organisationen; eklatant sichtbar ist das an der Entscheidungs- und Leitungsstruktur des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank.

Alliance Sud setzt sich für einen wertebasierten und menschenzentrierten Multilateralismus ein. Dies bedeutet, dass die Interessen des Globalen Südens und der Zivilgesellschaft in den multilateralen Organisationen viel mehr Gewicht erhalten müssen. Auch die Schweiz verfolgt egoistisch ihre eigenen Interessen, wenn es um multilaterale Handels-, Finanz- und Steuerpolitik geht. Dies gilt es zu überwinden; die Schweiz muss ihren Einfluss in den multilateralen Organisationen nutzen, um die Menschenrechte zu stärken und die Umsetzung der Agenda 2030 voranzubringen.

Medienmitteilung

Bye bye «Doing Business Report»: historischer Sieg

16.09.2021, Internationale Zusammenarbeit

Schon lange verlangen verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen, unter anderem Alliance Sud, die Abschaffung des umstrittenen «Doing Business Reports» der Weltbank. Nachdem 2020 bekannt wurde, dass in den Berichten der Jahre 2018 und 2020 Daten von China, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Aserbaidschan manipuliert wurden, sistierte die Weltbank den Bericht und kündigte eine externe Untersuchung an.

 

Kristina Lanz
Kristina Lanz

Expertin für internationale Zusammenarbeit

+41 31 390 93 40 kristina.lanz@alliancesud.ch
Bye bye «Doing Business Report»: historischer Sieg

Die externe Studie, die heute veröffentlicht wurde und sich wie ein diplomatischer Thriller liest, zeigt auf, wie das Weltbank-Management sich von China unter Druck setzen liess und Datenmanipulationen anordnete, die China in ein besseres Licht stellen sollten. Dem damaligen Manager des Doing Business Reports wird «psychologischer Terrorismus» vorgeworfen – im Team habe eine toxische Kultur der Angst geherrscht. Kurz nach der Veröffentlichung des Berichts kündigte die Weltbank heute in einer Medienmitteilung an, den Bericht per sofort abzusetzen.

«Dies kann als Sieg einer langen zivilgesellschaftlichen Kampagne gesehen werden, die schon seit Jahren und jüngst im Kontext der Datenmanipulationen die Absetzung des Doing Business Reports forderte», sagt Kristina Lanz, Fachverantwortliche Entwicklungspolitik von Alliance Sud. «Anstelle eines Berichts, welcher die Länder zu einem Wettbewerb der Deregulierung anregt, sollte die Weltbank die Chance nutzen, um einen neuen Bericht zu entwickeln, der die soziale und ökologische Nachhaltigkeit stärker in den Fokus rückt.»

 

Für weitere Informationen:
Kristina Lanz, Fachverantwortliche Entwicklungspolitik, Alliance Sud, Tel. +41 76 295 47 46, E-Mail: kristina.lanz@alliancesud.ch

Artikel, Global

Keine weisse Weste für den Westen

19.09.2022, Internationale Zusammenarbeit

Nicht die Vereinten Nationen sind das Problem, sondern die Eigeninteressen der Mitgliedstaaten. Ein Plädoyer für einen wertebasierten und menschenzentrierten Multilateralismus anlässlich des Weltfriedenstags vom 21. September.

Kristina Lanz
Kristina Lanz

Expertin für internationale Zusammenarbeit

Laura Ebneter
Laura Ebneter

Expertin für internationale Zusammenarbeit

Keine weisse Weste für den Westen
Die 77. UNO-Generalversammlung in New York muss neue Wege finden, um eine umfassende Friedenspolitik im Zeichen der globalen Gerechtigkeit zu fördern. Die reiche Schweiz – ab nächstes Jahr Mitglied im UN-Sicherheitsrat – ist besonders gefordert und muss deutlich mehr gegen die globale Hunger-, Verschuldungs- und Klimakrise unternehmen.
© KEYSTONE-SDA / Alessandro della Valle

Von Laura Ebneter und Kristina Lanz

Die Vereinten Nationen (UNO) wurden 1945 in den Nachwehen des zweiten Weltkriegs geschaffen und sollten als Instrument zur besseren Verständigung und Kooperation der Staatengemeinschaft und zur Bewahrung des internationalen Friedens dienen. Zwei der jüngsten Meilensteine in der Geschichte der UNO sind die Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens sowie die Verabschiedung der Agenda 2030, welche mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen den internationalen Kompass für nachhaltige Entwicklung repräsentiert. Mit der Unterzeichnung der Agenda haben sich die Mitgliedstaaten einig gezeigt, dass die Nachhaltigkeitsziele nur umfassend gedacht und international umgesetzt werden können. Deshalb lauten die fünf Dimensionen der Agenda People, Planet, Prosperity, Peace, and Partnership. Doch die zunehmende Autokratisierung, nationalistische Strömungen und die mangelnde Sorgfaltsprüfung multinationaler Unternehmen führen dazu, dass People – also die Überwindung von Armut und Hunger – und Prosperity nur für Teile der Weltbevölkerung zum Tragen kommen. Planet, Peace and Partnership werden dadurch zweitranging behandelt.

Die Illusion universeller Werte

Es ist fraglich, ob die Staatengemeinschaft die notwendigen Grundwerte vertritt, um die Agenda 2030 vollumfänglich und partnerschaftlich umzusetzen. Denn es tun sich zunehmend Gräben auf. Die UNO steht vor verschiedenen Herausforderungen: Einerseits steigt mit der wachsenden Zahl spezialisierter Unterorganisationen auch die Bürokratisierung, die Gefahr von Parallelstrukturen und einem Konkurrenzkampf um schwindende Ressourcen. Gleichzeitig sind aber auch die Entscheidungsgremien der UNO immer öfter blockiert. Das Vetorecht der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats verhindert gerade im Kontext steigender Rivalitäten zwischen den USA, Russland und China immer wieder die Verabschiedung wichtiger Resolutionen zur Wahrung des internationalen Friedens und zum Schutz der Menschenrechte.

Aber auch aus dem Menschenrechtsrat gibt es wenig Hoffnungsvolles zu berichten. So versucht China schon seit Jahren, seinen Einfluss in multilateralen Gremien zu stärken, und wirkt unter anderem gezielt auf eine Schwächung der Definition von universellen Menschenrechten hin. Und die Strategie scheint aufzugehen – so nahm der Menschenrechtsrat im Juni 2020 mit 23 zu 16 Stimmen eine Resolution von China mit dem Titel «Mutually beneficial cooperation in the field of human rights» an, welche die Menschenrechte als Gegenstand von Verhandlungen und Kompromissen betrachtet. Neben Bahrain und Qatar haben sich die meisten afrikanischen, lateinamerikanischen und asiatischen Länder auf die Seite Chinas gestellt.

Auch die kürzlichen Diskussionen in der Generalversammlung der UNO geben zu denken; so wurde im April eine Resolution, welche Russland aufgrund des Angriffskrieges in der Ukraine aus dem Menschenrechtsrat ausschliessen wollte, nur von 93 Ländern angenommen. 24 Länder stimmten dagegen und 58 enthielten sich ihrer Stimme, darunter neben China eine Vielzahl afrikanischer, asiatischer und lateinamerikanischer Länder. Während KommentatorInnen hier teilweise einen neuen «West-Ost»- oder «Nord-Süd»-Graben heraufbeschwören, scheint die Realität doch etwas komplexer zu sein.

China ist in den letzten Jahrzehnten zur wirtschaftlichen Grossmacht aufgestiegen und hat in vielen Ländern des Globalen Südens neue Abhängigkeiten geschaffen (siehe «global» #86); zudem hat sich Russland dank der Unterstützung antikolonialer Bewegungen viele Freunde gemacht. Während der Westen seine Rhetorik immer stärker auf die direkte Konfrontation zwischen Demokratien mit «westlichen Werten» und Autokratien zuspitzt, mobilisieren sowohl China wie auch Russland eine gezielt antiwestliche Rhetorik, die in vielen Ländern Anklang findet. So wird den westlichen Ländern – oft zurecht – Heuchlerei vorgeworfen, was die Hochhaltung von Menschenrechten und Demokratie angeht. Zu oft haben sie Menschenrechte im In- und Ausland mit Füssen getreten und Diktaturen gestützt, wo immer wirtschaftliche oder politische Interessen im Vordergrund standen.

Wie weiter?

Allgemein scheint unbestritten, dass die UNO, trotz aller Differenzen der Mitglieder, Teil eines unverzichtbaren Systems der internationalen Diplomatie und des Dialogs ist. Es fehlt auch nicht an Prinzipien oder festgehaltenen Visionen und Werten. Es fehlt an deren Umsetzung durch die Staaten. Die ursprünglichen Grundwerte der Charta – der Glaube an die universellen Grundrechte aller Menschen, die Würde und den Wert der menschlichen Persönlichkeit, die Gleichberechtigung der Geschlechter sowie die Gleichberechtigung aller Nationen – bieten einen starken moralischen Rahmen. Auch die im Pariser Klimaabkommen und in der Agenda 2030 verankerten Visionen, die sich an den gemeinsamen, langfristigen Interessen aller Staaten orientieren, sind wegweisend. Die Lösungsansätze für eine durchsetzungskräftige und starke Weltgemeinschaft scheinen simpel, sind aufgrund der bestehenden Machtverhältnisse sowie der generell stärkeren Gewichtung nationaler Eigeninteressen in der Umsetzung aber wenig realistisch.

Um eine wertebasierte globale Ordnung zu schaffen, muss als erstes institutionell sichergestellt werden, dass alle Staaten einen menschenzentrierten Multilateralismus fördern und die Interessen ihrer Bevölkerung – allen voran den ärmsten und gefährdetsten Bevölkerungsschichten – vertreten. Dazu braucht es eine aktive Zivilgesellschaft, die mit am Tisch sitzt. Gleichzeitig müssen länderübergreifende Koalitionen, welche auch Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft und Wissenschaft miteinbeziehen und sich kompromisslos für Menschenrechte und Nachhaltigkeit im Sinne der Allgemeinheit einsetzen, geformt und gestärkt werden.

Wichtig ist dabei, dass die aktuelle Polarisierung in verschiedenen UNO-Gremien nicht verschärft wird, indem sie als «West-Ost»- oder «Nord-Süd»-Konflikt dargestellt wird. Alle Staaten sind angehalten, die universellen Menschenrechte kompromisslos hochzuhalten und die langfristigen gemeinsamen Interessen vor kurzfristige Eigeninteressen zu stellen. In dem Sinne hat kein Land dieser Welt eine weisse Weste: Auch der Westen wird vom hohen Ross heruntersteigen und sich eingestehen müssen, dass viele seiner Errungenschaften auf Kosten anderer Länder erreicht wurden und dort massive soziale, ökologische und wirtschaftliche Kosten verursacht haben und nach wie vor verursachen.

Die Schweiz beruft sich gerne auf ihre humanitäre Tradition. Mit der «Genève internationale» sowie neu als Mitglied des UNO-Sicherheitsrats wäre sie perfekt aufgestellt, um eine wertebasierte multilaterale Zusammenarbeit zu fördern und ihr den entsprechenden Stellenwert zu verleihen. Als eines der Länder, das Jahr für Jahr am meisten negative Spillover-Effekte auf die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele in anderen Ländern hat, steht sie zudem in der Pflicht, die Menschenrechte immer und für alle kompromisslos hochzuhalten, ihre Handels-, Finanz- und Steuerpolitik dementsprechend anzupassen und auch (nicht-)verpflichtende Abkommen der UNO, insbesondere das Pariser Klimaabkommen und die Agenda 2030, konsequent und vollumfänglich umzusetzen.

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