Medienmitteilung

Das Gesetz zur Reduktion der CO2-Emissionen… im Ausland

26.02.2024, Klimagerechtigkeit

Die Schweiz will ihre Klimaziele zu einem grossen Teil nicht im Inland erreichen, sondern im Ausland – eine klima- und entwicklungspolitische Katastrophe. Alliance Sud appelliert an den Ständerat, bei der CO2-Gesetzesrevision wie bisher festzuschreiben, dass die Emissionsreduktionen mindestens zu 75% im Inland erfolgen müssen.

Delia Berner
Delia Berner

Expertin für internationale Klimapolitik

+41 31 390 93 42 delia.berner@alliancesud.ch
Das Gesetz zur Reduktion der CO2-Emissionen… im Ausland

Die «Chambre de réflexion» muss nun beim Klimaschutz handeln – nicht nur im Ausland, sondern auch in der Schweiz.

© Parlamentsdienste 3003 Bern / Rob Lewis

Am 29. Februar geht die Revision des CO2-Gesetzes im Ständerat in die Differenzbereinigung. Bundesrat und Parlament haben es verpasst, endlich griffige Massnahmen zur Reduktion der Emissionen im Inland in den Gesetzesentwurf einzufügen. Stattdessen wird die Schweiz jedes Jahr mehr CO2-Zertifikate aus dem Ausland zukaufen müssen, um mit den Klimazielen auf dem Papier mithalten zu können. Dies muss der Ständerat durch einen Inland-Anteil von 75% am Klimaziel einschränken.

Aus verschiedenen Gründen ist die Auslandkompensation kurzsichtig und ungerecht:

Ein grosser Widerspruch zu Netto-Null bis 2050

Die Schweiz hat gesetzlich festgelegt, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Und sie erwartet dasselbe von der Weltgemeinschaft, wie sie jährlich an der internationalen Klimakonferenz (COP) bekräftigt. Das impliziert, dass es bis 2050 keinen internationalen Handel mit CO2-Zertifikaten aus Emissionsreduktionen mehr gibt, weil alle Länder diese selber anrechnen müssen, um Netto-Null zu erreichen. Je mehr heute im Ausland kompensiert wird, desto schneller müssen später die Emissionen in der Schweiz reduziert werden – eine verheerende Verdrängungsstrategie von Bundesrat und Parlament.

CO2-Zertifikate garantieren keinen gleichwertigen Klimanutzen

Wie verschiedene Recherchen von Alliance Sud, Fastenaktion, Caritas und von Medienschaffenden zeigen, ist der Klimanutzen vieler Schweizer Kompensationsprojekte sehr unsicher und ihre Wirkung kann schlicht nicht garantiert werden. Zudem zeigt sich, dass es bereits schwierig ist, im engen Zeitplan bis 2030 überhaupt genügend Projekte dafür zu entwickeln. Es ist daher höchst fahrlässig, CO2-Zertifikate in noch grösseren Mengen als Ersatz für Inlandreduktionen einzuplanen.

Reiche Länder müssen ihre Emissionen rascher reduzieren

Die Schweiz hat die besten technischen und finanziellen Voraussetzungen, um die Emissionen im Inland schnellstmöglich zu reduzieren. Die politische Verweigerung, dies zu tun und stattdessen auf Verhaltensänderungen in ärmeren Ländern zu setzen, ist der Schweiz nicht würdig und widerspricht vehement der Klimagerechtigkeit.

Schweizer Klimafinanzierung ungenügend

Die Schweiz sollte durchaus Klimaschutzprojekte im Ausland fördern. Aber nicht um die eigenen Emissionsreduktionen zu verzögern, sondern um ergänzend zur Reduktion im Inland einen echten Beitrag an den gerechten Wandel im Globalen Süden zu leisten. Der Schweizer Beitrag an die internationale Klimafinanzierung wird nach der nächsten Klimakonferenz massiv ansteigen müssen. Dabei geht es nicht nur um die Reduktion von Emissionen, sondern ebenfalls um die Anpassung an die Klimaerwärmung in Regionen, deren Bevölkerung besonders stark betroffen ist.

Finanzierung von Millionen von CO2-Zertifikaten ungeklärt

Die Sparwut im Bundesbudget tobt bereits jetzt, aber ein erheblicher Teil der geplanten Ausland-kompensation muss noch vom Bund eingekauft werden. Gemäss der Botschaft zum CO2-Gesetz wird dies den Bund je nach Preis und erforderlicher Menge zwischen 90 Millionen und 2,2 Milliar-den Franken bis 2030 kosten – ein Budgetposten, der noch nirgends eingeplant ist.

Die Bilanz von Alliance Sud, dem Kompetenzzentrum für internationale Zusammenarbeit und Ent-wicklungspolitik, fällt eindeutig aus. Klimaexpertin Delia Berner: «Die Schweizer Klimapolitik hat sich in der Auslandkompensation verfahren. Sowohl im eigenen Interesse wie auch im Sinne der Klimagerechtigkeit darf die Schweiz die knappe verbleibende Zeit nicht versäumen: Sie muss die eigenen CO2-Emissionen gemäss dem Klimaschutzgesetz reduzieren. Klimaprojekte im Ausland müssen unabhängig davon von der Schweiz mitfinanziert werden.»

 

Für weitere Informationen:
Alliance Sud, Delia Berner, Klimaexpertin, 077 432 57 46, delia.berner@alliancesud.ch

Recherche von Alliance Sud und Fastenaktion über E-Busse in Bangkok
Studie im Auftrag von Caritas Schweiz über Kochofen-Projekt in Peru

 

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Revision CO₂-Gesetz: hasenfüssig und untauglich

26.08.2008, Klimagerechtigkeit

Die Botschaft des Bundesrates zur Revision des CO₂-Gesetzes bremst die Klimaschutzverhandlungen, statt sie zu fördern.

Revision CO₂-Gesetz: hasenfüssig und untauglich

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Alliance Sud sagt JA zum Klimaschutz-Gesetz

03.05.2023, Klimagerechtigkeit

Das Klimaschutz-Gesetz ist ein erster Schritt zu mehr Klimagerechtigkeit, betonen unisono die acht Geschäftsleiter:innen von Alliance Sud und ihren Mitgliedsorganisationen.

Alliance Sud sagt JA zum Klimaschutz-Gesetz

Es ist Zeit, dass die Schweiz ihren Beitrag zur Bekämpfung der weltweiten Klimakrise leistet. Die schlimmsten Auswirkungen der Erderwärmung treffen die ärmsten Menschen im Globalen Süden, die den Klimawandel am wenigsten befeuern. Der Zyklon «Freddy» brach im März dieses Jahres mehrere Weltrekorde. Der tropische Sturm, der über 1’000 Menschenleben in Malawi, Mosambik und Madagaskar forderte und eine Spur der Zerstörung hinterliess, war mit mehr als einem Monat Dauer der längste je gemessene tropische Sturm. Und er akkumulierte so viel Energie wie kein anderer Zyklon zuvor.

Zyklon «Freddy» bestätigt: Klimakatastrophen im Globalen Süden führen zu immer grösseren Schäden und Verlusten. «Die Anfälligkeit für negative Auswirkungen der Klimakrise ist deutlich höher in Ländern mit tiefem Einkommen, beispielsweise wenn das Geld für die Anpassung an den Klimawandel fehlt», erklärt Andreas Missbach, Geschäftsleiter von Alliance Sud, dem Schweizer Kompetenzzentrum für internationale Zusammenarbeit und Entwicklungspolitik. «Der neuste Weltklimabericht zeigt, dass in einer vulnerablen Gegend 15 Mal mehr Menschen bei einem Extremwetterereignis sterben als bei einem vergleichbaren Ereignis in einer gut angepassten Gegend wie der Schweiz.»

Die Schweiz steht in der Verantwortung, zur Eindämmung der Klimaerwärmung angemessen beizutragen. Der Vergleich der konsumbedingten jährlichen Treibhausgas-Emissionen pro Kopf zwischen der Schweiz (14 tCO2) und den meistbetroffenen Ländern wie Malawi (0.1 tCO2), Mosambik (0.3 tCO2) oder Madagaskar (0.1 tCO2) zeigt die Diskrepanz unmissverständlich auf.

Zum Schutz der Schweiz und des Globalen Südens

Das Klimaschutz-Gesetz verankert die Ziele zur Reduktion der Schweizer Emissionen auf Netto Null bis 2050. «Das ist das mindeste, was die Schweiz erreichen muss», betont Bernard DuPasquier, Vizedirektor von Heks: «Ein wirklich gerechter Beitrag zum Klimaschutz hiesse, dass die Schweiz noch schneller voranginge». Franziska Lauper, Geschäftsleiterin von terre des hommes schweiz, fügt hinzu: «Wir müssen jetzt sofort handeln, damit die künftigen Generationen – bei uns wie im Globalen Süden – nicht noch mehr unter den Folgen leiden müssen.»

Dafür ist die im Gesetz vorgesehene Halbierung der Emissionen bis 2030 zentral. Denn der Weltklimarat warnt eindringlich, dass stärkere Klimaschutzmassnahmen noch in diesem Jahrzehnt greifen müssen, um eine Überschreitung des 1.5-Grad-Limits zu verhindern. «Die Schwelle bei einer globalen Erwärmung von 1.5 Grad ist nicht willkürlich gewählt, sie ist wissenschaftlich begründet und im Pariser Klimaabkommen verankert», erinnert Melchior Lengsfeld, Geschäftsleiter von Helvetas, und fügt hinzu: «Die Auswirkungen jedes weiteren Anstiegs sind verheerend – besonders für die Menschen im Globalen Süden».

Der Bericht des Weltklimarats zeigt auch die vorhandenen Möglichkeiten zur Erreichung von Klimaneutralität auf. «Es braucht eine rasche Dekarbonisierung, auch in der Schweiz. Dies ist technisch längst machbar. Wir müssen die Nutzung fossiler Energien beenden, sobald wie möglich», sagt Bernd Nilles, Geschäftsleiter von Fastenaktion. Peter Lack, Direktor von Caritas Schweiz, ergänzt: «Das Gesetz sieht vor, dass der Klimaschutz sozialverträglich ausgestaltet wird. Das ist wichtig, denn so kann er auch von Personen mit tiefen Einkommen mitgetragen und so breit abgestützt werden.»

Für mehr Ernährungs- und Energiesicherheit

Gerade für die Ernährungssicherheit ist Klimaschutz zentral. «Der Weltklimabericht zeigt auf, dass die Produktivität der Landwirtschaft mit der Klimaerwärmung insgesamt abnimmt. Die Produktion von ausreichend gesunder und vielfältiger Nahrung wird bei zunehmender Trockenheit und unberechenbarem Wetter schwieriger – einerseits bei uns, aber vor allem für Kleinbauernfamilien in armen Ländern», unterstreicht Markus Allemann, Geschäftsleiter von SWISSAID. «Die Ernährung ist aber auch ein Teil der Lösung, wenn wir uns klimafreundlicher, ökologischer ernähren».

Ein Ja zum Klimaschutzgesetz ist nicht nur für die Versorgungssicherheit und den Erhalt unserer eigenen Lebensgrundlagen wichtig, es ist auch eine Chance, der Weltgemeinschaft zu signalisieren, dass die Schweizer Bevölkerung die Klimakrise ernst nimmt. «Mit der aktuellen Vielfachkrise und den immer heftigeren Klimakatastrophen im Globalen Süden ist es wichtig, dass wir mit dem Ja zum Klimaschutz auch ein Zeichen der Solidarität setzen», resümiert Felix Gnehm, Geschäftsleiter von Solidar Suisse. «Wir wollen einen gerechten Übergang zu einer klimafreundlichen Welt – da gehört der Klimaschutz in der Schweiz dazu.»


Für weitere Informationen:
Andreas Missbach, Geschäftsleiter Alliance Sud, Tel. +41 31 390 93 30
Delia Berner, Klimaexpertin Alliance Sud, Tel. +41 77 432 57 46
Marco Fähndrich, Kommunikationsverantwortlicher Alliance Sud, Tel. +41 79 374 59 73

Artikel

Neues Energielenkungssystem ist ungenügend

07.09.2015, Klimagerechtigkeit

Alliance Sud hat sich an der Vernehmlassung des «Klima- und Energielenkungssystem»-Vorschlages (KELS) des Bundesrats beteiligt. Und findet: eine verpasste Chance.

Neues Energielenkungssystem ist ungenügend

© Daniel Hitzig/Alliance Sud

Obschon das Klima- und Energielenkungssystem (kurz KELS) als Instrument einen Beitrag zu den Klima- und Energiezielen des Bundes leisten kann, kritisiert Alliance Sud die vorgesehene vollständige Rückverteilung der Erträge. Denn damit wird die Chance verpasst, die zukünftigen Schweizer Beiträge an den internationalen Klimaschutz verursachergerecht zu finanzieren, anstatt das Entwicklungsbudget unnötig zu belasten.

Hier kann die Vernehmlassung heruntergeladen werden.

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Klimagipfel: Schweiz muss dringend mehr tun

16.11.2015, Klimagerechtigkeit

Die Schweiz riskiert ihre internationale Glaubwürdigkeit und das Zustandekommen eines ausreichenden neuen Klimavertrags in Paris zu gefährden. Der Bundesrat muss sein Verhandlungsmandat nachbessern.

Klimagipfel: Schweiz muss dringend mehr tun

von Jürg Staudenmann, ehemaliger Fachverantwortlicher «Klimapolitik»


Zwei Wochen nach den verheerenden Terroranschlägen wird sich die Welt an der Klimakonferenz COP21 in Paris treffen. Die schrecklichen Ereignisse zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, dass die Staatengemeinschaft solidarisch handeln kann. Es muss gelingen, einen neuen, zukunftsfähigen und gerechten internationalen Klimavertrag zu verabschieden. Die Schweiz riskiert mit ihrer Position allerdings, ihre internationale Glaubwürdigkeit zu untergraben und das Zustandekommen eines ausreichenden neuen Vertrags zu gefährden. Und die Zeit für einen Kurswechsel läuft aus: Morgen Mittwoch verabschiedet der Bundesrat das Verhandlungsmandat der Schweizer Delegation.

Der Vorhang über dem Pariser Treffen beginnt sich zu lüften: Die pro Land eingereichten Treibhausgas-Reduktionspläne reichen bei weitem nicht, um die vereinbarte Begrenzung der Erderwärmung auf 2°C einzuhalten. Wird dieses gemeinsame Ziel verpasst, so wird die Folge eine massive Zunahme von Schäden und Verlusten sein, die direkt auf den Klimawandel zurückzuführen sind.

Auch liegt immer noch kein konkreter Plan vor, wie die versprochenen 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr (ab 2020) für dringende Klimaschutz- und Anpassungsmassnahmen in Entwicklungsländern bereitgestellt werden sollen. Dabei müssten Industrieländer wie die Schweiz jetzt dringend Vertrauen schaffen, indem sie ausreichende und verlässliche Unterstützung zusagen. Tun sie das nicht, wird es nicht zu einem umfassenden neuen Klimavertrag kommen.

Um ihren Teil zur Lösung des Problems beizutragen, muss die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 60% reduzieren. Und sie muss das im Inland tun. Reduktionsmassnahmen im Ausland sind zwar zu unterstützen, sich solche anrechnen zu lassen, gleicht jedoch einem Taschenspielertrick. Schliesslich muss die Schweiz bis 2050 vollständig aus fossilen Energien aussteigen. Zudem muss die Schweiz dringend konkrete finanzielle Unterstützung in der Grössenordnung von mindestens 1 Milliarde Franken pro Jahr ab 2020 in Aussicht stellen.
Weil der vorliegende Pariser Vertragsentwurf noch immer widersprüchliche Text-Varianten enthält, ruhen die Hoffnungen der Weltbevölkerung ganz auf den in Paris zusammenkommenden Staats- und RegierungschefInnen. Auch die Schweiz muss ihre Position und Zielsetzungen dringend überarbeiten, um das Zustandekommen eines griffigen neuen Klimaabkommens nicht zu gefährden.

Die Klimaallianz fordert deshalb vom Bundesrat, die Schweizer Verhandlungsposition für den Pariser Klimagipfel nachzubessern. 

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CO2-Gesetz: Worten in Paris Taten folgen lassen

29.11.2016, Klimagerechtigkeit

Alliance Sud äussert sich in ihrer Vernehmlassung kritisch zur geplanten Revision des CO2-Gesetzes. Die Schweiz kann damit ihrer Ambition «hochambitioniert» zu sein, nicht gerecht werden.

CO2-Gesetz: Worten in Paris Taten folgen lassen

© Daniel Hitzig/Alliance Sud

von Jürg Staudenmann, ehemaliger Fachverantwortlicher «Klimapolitik»

Das Übereinkommen von Paris setzt auf Eigenverantwortung und Zusammenarbeit der Vertragsstaaten. Nur die Kombination von ambitionierten Massnahmen im Inland mit ausreichender Unterstützung von Klimaschutz- und Anpassungsmassnahmen in minderbemittelten Ländern ermöglicht es, verheerende Folgen des fortschreitenden Klimawandels abzuwenden. Die Schweiz hat sich aktiv in die Ausarbeitung dieser zukunftsweisenden Klimavereinbarung eingebracht. Auch hat sie sich durch Ihr Bekenntnis zur „High Ambition Coalition“ für deren ambitionierte Umsetzung in allen Ländern stark gemacht, damit die globale Klimaerwärmung möglichst auf 1.5 Grad Celsius begrenzt werden kann.

Alliance Sud betrachtet die Ratifikation des Übereinkommens von Paris deshalb als wichtig und dringend. Doch gilt es auch, dieses nun konsequent in der nationalen Gesetzgebung umzusetzen. Der vorgelegten Revision der CO2-Gesetzgebung ab 2020 und der anvisierten Verknüpfung mit dem Europäischen Emissionshandelssystems steht Alliance Sud deshalb äusserst kritisch gegenüber.

Denn: Die Vorlage wird den Zielsetzungen und Ansprüchen des Klima-Übereinkommens von Paris nicht gerecht. Insbesondere lehnt Alliance Sud die Vorlage aber deshalb ab, weil keine Massnahmen vorgeschlagen werden, wie die im Übereinkommen von Paris explizit verankerte finanzielle Unterstützung an Länder oder Bevölkerungen, die dem Klimawandel am stärksten und weitgehend unverschuldet ausgesetzt sind, sichergestellt werden soll.

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Das Aus für das KELS ist kein Verlust

02.02.2017, Klimagerechtigkeit

Aus Alliance Sud-Sicht ist das Nichteintreten der Nationalratskommission auf das geplante Klima- und Energielenkungssystem (KELS) zu begrüssen. Es macht den Weg frei für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens auf Basis des Verursacherprinzips.

Das Aus für das KELS ist kein Verlust

© Rainer Sturm/pixelio.de

von Jürg Staudenmann, ehemaliger Fachverantwortlicher «Klimapolitik»

Die Idee des Bundesrates, das gegenwärtige Klima- und Energieabgabensystem durch ein reines Lenkungssystem zu ersetzen, mochte auf den ersten Blick verlockend wirken – sie war jedoch eindeutig zu kurz gedacht. Mit der von der UREK (Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie) am 30. Januar 2017 einstimmig versenkten Vorlage wären nicht nur bewährte Instrumente im Klimaschutz – wie beispielsweise das Gebäudeprogramm oder die Förderung erneuerbarer Energien – untergraben worden. Vor allem wäre das Verursacherprinzip in der Klimapolitik wohl auf Jahre hinaus ausgehebelt worden – und dies wohlgemerkt auf Verfassungsstufe.

Im Rahmen des Pariser Klimaübereinkommens muss die Schweiz ambitionierte Massnahmen gegen den Klimawandel und dessen negative Folgen in Angriff nehmen. Dazu gehören auch angemessene finanzielle Unterstützungsbeiträge für Klimaschutz- und Anpassungsmassnahmen in den ärmsten und verwundbarsten Ländern des Südens.

Der Bundesrat rechnet für die Schweiz mit internationalen Klimafinanzierungsbeiträgen, die bis 2020 auf über 1 Milliarde Franken pro Jahr[1] ansteigen könnten. Wie diese finanziert werden sollen, lässt er indes offen. Für Alliance Sud ist klar, dass zukünftige Klimafinanzierungs-Beiträge in dreistelliger Millionenhöhe nur auf Basis des Verursacherprinzips plausibel realisiert werden können. – Die bisherige Strategie des Bundesrates, dafür auf den faktisch plafonierten Rahmenkredit zur Internationalen Zusammenarbeit (IZA) zurückzugreifen, würde die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit mittelfristig ausbluten. Denn eine Erhöhung des Entwicklungsbudgets, um die Klimafinanzzahlungen auszugleichen, ist realpolitisch nicht absehbar.

Die aussenpolitische Kommission der Nationalrats (APK-N) verlangte deshalb im Postulat 15.3798 einen Bericht des Bundesrats, wie er die Klimafinanzierung zu bewerkstelligen gedenkt. Die Veröffentlichung dieses Berichts wird in den nächsten Wochen erwartet. Pikant: Bereits 2009 gab der Bundesrat eine Studie in Auftrag, um mögliche Finanzierungsoptionen zu prüfen. Der 2011 fertiggestellte Bericht weist auf sechs Varianten hin, um die Klimafinanzierungsbeiträge der Schweiz zu mobilisieren – und zwar verursachergerecht. Dieser innovative Bericht wurde aber bis Ende 2016 unter Verschluss gehalten.  

Mit der jetzt faktisch beerdigten KELS-Vorlage hatte der Bundesrat stattdessen in der Zwischenzeit vorgeschlagen, Ansätzen, die auf dem Verursacherprinzip beruhen, einen Riegel zu schieben: Die Vorlage hatte vorgesehen, sämtliche Einnahmen aus CO2- und Energieabgaben in Zukunft vollständig an Bevölkerung und Wirtschaft zurück zu verteilen. (Teil-)zweckgebundene Verwendungen dieser Einnahmen für Klimamassnahmen – und zwar auch solche im Inland! − wären damit auf Verfassungsstufe verunmöglicht worden.

Unter diesen Gesichtspunkten ist der am 30. Januar 2017 einstimmig gefasste Antrag der UREK-N, nicht auf die KELS-Vorlage einzutreten, ein Hoffnungsschimmer: Die vernünftige − weil dem Verursacherprinzip folgende − Mobilisierung der benötigten Klimafinanzierungs-Beiträge via CO2- und Energieabgaben (also dort, wo Emissionen entstehen), kommt nun wieder aufs Tapet. Entsprechende Vorschläge werden wohl spätestens in der Parlamentsdebatte zur Vorlage zur CO2-Gesetzrevision im Herbst dieses Jahres einfliessen.
 

[1] so die Schätzung des Bundesrates im Erläuternden Bericht zur Vernehmlassungsvorlage „Klimapolitik der Schweiz nach 2020“

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#ES2050: Aus Sicht der Entwicklungsländer ein Muss

09.05.2017, Klimagerechtigkeit

Das erste Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050, das am 21. Mai zur Abstimmung kommt, ist entwicklungspolitisch in vielerlei Hinsicht sinnvoll.

#ES2050: Aus Sicht der Entwicklungsländer ein Muss

© RainerSturm/pixelio.deson

von Jürg Staudenmann, ehemaliger Fachverantwortlicher «Klimapolitik»
 

Zum einen muss die Schweiz ihren Klimafussabdruck und die dadurch verursachten negativen Auswirkungen auf Bevölkerungen des Südens verringern. Zum andern trägt die Förderung von erneuerbaren Energie-Lösungen zur Entwicklung und Verbreitung zukunftsfähiger Ansätze bei; nicht zuletzt auch in Entwicklungsländern. Ein Rückgang in der Nachfrage nach fossilen und nuklearen Energierohstoffen hilft aber auch, die oft miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in den Erdöl-, Gas- oder Uranabbaugebieten zu verbessern.

Der fortschreitende Klimawandel stellt die Ärmsten dieser Welt vor enorme Herausforderungen. Oft sind die am meisten betroffenen Menschen in Entwicklungsländern jene, die bereits heute um ihre tägliche Ernährung und Sicherheit ringen. Sie sind den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels am stärksten und vor allem am schutzlosesten ausgesetzt. Nur eine rasche, weltweite Reduktion der menschenverursachten Treibhausgase kann die für sie oft katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels abbremsen. Denn sie verfügen aufgrund ihrer Armut kaum über das notwendige Knowhow und die Ressourcen, um sich gegen unvorhersehbare Wetterextreme, zunehmende Dürren und Überschwemmungen zu wappnen.

Als Industrieland mit hohen Pro-Kopf-Emissionen trägt die Schweiz eine besondere internationale Verantwortung. Gut 70 Prozent der Treibhausgasemissionen in der Schweiz entstehen bei der Nutzung fossiler Brenn- und Treibstoffe. Im Rahmen des Pariser Klimaabkommens verpflichtet sich die Schweiz, ihren Teil zur Reduktion der Treibhausgasbelastung der Atmosphäre zu leisten, damit der globale Temperaturanstieg auf möglichst 1,5 Grad begrenzt und die negativen Auswirkungen minimiert werden.

Die Energiestrategie 2050 ist ein Schritt in diese Richtung, sie stellt aber auch einen wesentlichen Beitrag im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung dar. Denn die Beschleunigung innovativer und emissionsärmerer Energiesysteme kommt nicht nur der Schweiz, sondern via Forschungsfortschritte, Wissenstransfer und Entwicklungszusammenarbeit auch Bevölkerungen des globalen Südens zugute. Die Entwicklungsländer stehen vor der Herausforderung, ihrer Bevölkerung flächendeckend und nachhaltig Zugang zu Energie zu ermöglichen. Klar ist, dass dies nur mittels erneuerbaren, dezentralen Energie-Lösungen machbar und zu verantworten ist. Die 48 ärmsten und vom Klimawandel am stärksten betroffenen Länder des «Climate Vulnerable Forum» haben denn auch an der letzten Klimakonferenz in Marrakesch angekündigt, dass sie ihre gesamte Energieversorgung bis spätestens 2050 auf 100% erneuerbare Quellen umstellen und ausbauen werden.

Schon nur aus diesem Grund gibt es für wohlhabende Staaten wie die Schweiz keine Ausreden mehr. Wir müssen unsere Energieversorgung rasch und konsequent auf nachhaltige und klimaschonende Quellen umstellen. Die Energiestrategie 2050 sieht zudem eine Erhöhung der Investitionen in Innovationsförderung vor, was indirekt auch die Bestrebungen der Länder des Südens unterstützt.

Nicht zuletzt verringert die Energiestrategie 2050 (als guter Kompromiss zwischen einer sicheren Schweizer Energieversorgung und verstärktem Natur- und Klimaschutz) auch die Nachfrage und dadurch die negativen Begleiterscheinungen auf die Fördergebiete fossiler und nuklearer Energien. Die Menschen in Entwicklungsländern, aus welchen die Schweiz die fossilen und atomaren Rohstoffe bezieht, sind mit zum Teil katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen konfrontiert. Umweltverschmutzung, bedrohte Wasser- und Bodenressourcen sowie miserable Arbeitsbedingungen sind eine direkte Folge der ungebremsten Nachfrage aus Ländern wie der Schweiz nach Erdöl, Erdgas oder Uran.

Durch die Steigerung der Energieeffizienz, den Ausbau der erneuerbaren Energien und den schrittweisen, geordneten Atomausstieg – wie dies die Energiestrategie 2050 vorsieht – leistet die Schweiz ihren Beitrag an die Verringerung all dieser schädlichen Aspekte in Entwicklungsländern.

Publikation

Ambitionierte Schweizer Klimapolitik? Fehlanzeige!

19.10.2017, Klimagerechtigkeit

Globale Klimaveränderungen gehören zu den grössten Herausforderungen der Menschheit. Seit 2015 gibt es das Pariser Abkommen. Am 6. Oktober 2017 hat es auch die Schweiz ratifiziert, doch ihre Klimapolitik bleibt Stückwerk. Die Alliance-Sud-Analyse.

Ambitionierte Schweizer Klimapolitik? Fehlanzeige!

Der Steingletscher beim Sustenpass in einer Aufnahme von 2004.
© Tom Dooley / pixelio.de

von Jürg Staudenmann, ehemaliger Fachverantwortlicher «Klimapolitik»
 

Zwar wird die Klimaproblematik in Analysen und Strategiepapieren des Bundesrates thematisiert – namentlich in der Legislaturplanung und in der «Strategie nachhaltige Entwicklung». Auch in erläuternden Berichten oder im allgemeinen Teil neuer Gesetzesvorlagen wird auf die Bedeutung des Klimawandels verwiesen sowie auf die Notwendigkeit, dessen Ursachen zu bekämpfen und sich auf absehbare Folgen vorzubereiten. Dennoch schlägt sich diese Einsicht nicht ausreichend in Zielsetzungen und verbindlichen Massnahmen nieder.

Und erst recht gibt es keine eigenständige, explizite «Klimastrategie». Die Schweizer Klimapolitik wird vielmehr durch kurzfristige, stark auf inländische sowie wirtschaftliche Perspektiven ausgelegte Gesetze und Verordnungen bestimmt, die zeitlich und thematisch begrenzte Teilaspekte abdecken. Zusammengenommen ergeben sie ein lückenhaftes Gesamtbild, das nicht als zielführend angesehen werden kann.

Dadurch steht die nationale Politik in zunehmendem Widerspruch zum Pariser Klimaübereinkommen von 2015, dem die Schweiz am 6. Oktober 2017 als vollwertiges Mitglied beigetreten ist. Das am 4. November 2016 in Kraft getretenen Übereinkommen fordert alle Länder auf, nationale Langzeitstrategien mit konkreten Massnahmenprogrammen für eine Entwicklung vorzulegen, die die in ihrer Verantwortung liegenden Treibhausgase und Auswirkungen des Klimawandels in ausreichendem Masse reduzieren. Diese Pläne und die erzielten Fortschritte müssen in Fünfjahresschritten kommuniziert, überprüft und sukzessive verschärft werden.

Mit dem Pariser Klimaübereinkommen verpflichteten sich die Länder völkerrechtlich verbindlich, gemeinsam die Erderwärmung auf «deutlich unter 2 Grad» gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen und Anstrengungen zu unternehmen, den Temperaturanstieg «möglichst auf 1,5 Grad» zu stabilisieren.

Die Schweiz hat gegenüber der UNO erst ein «indikatives Langfristziel» kommuniziert: Bis 2050 sollen die Emissionen (mitunter durch Anrechnung von ausländischen Krediten) um 70 bis 85 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Der Bundesrat hat bisher jedoch keinen Willen erkennen lassen, dieses Ziel in die nationale Gesetzgebung aufzunehmen oder ein entsprechendes, umfassendes und langfristiges Programm für die Schweiz zu entwickeln, wie diese und andere Zielvorgaben des Pariser Klimaübereinkommens umgesetzt werden sollen. Selbst die Vorlage zur «Klimapolitik nach 2020», einschliesslich der Totalrevision des CO2-Gesetzes, die ab 2018 auf der Agenda der parlamentarischen Verhandlung steht, enthält weder Ziele noch Massnahmen, die weiter als über einen Zeitraum von zehn bis fünfzehn Jahre hinausgehen, noch deckt sie alle klimarelevanten Bereiche ab.

Damit rückt unser Land auf der internationalen Bühne zusehends ins Abseits. Nicht nur wohlhabende Staaten schreiten voran: Am ersten Klimagipfel nach Paris im November 2016 in Marrakesch (COP 22) verkündeten die 48 im Climate Vulnerable Forum zusammengeschlossenen Länder, dass sie ihre Energieversorgung zwischen 2030 und 2050 zu hundert Prozent auf erneuerbare Quellen umstellen wollen. Als Motivation für dieses bemerkenswerte Bekenntnis gaben sie an, dass dies nebst Klimabeweggründen die Chancen auf eine nachhaltige – also umwelt-, gesellschafts- und wirtschaftsverträgliche sowie zukunftsfähige – Entwicklung erhöhe. Nun beschreiten also die ärmsten und verwundbarsten Länder der Welt einen deutlich ambitionierteren Pfad an als viele Industriestaaten – und auch als die Schweiz!

Thesen und Schlussfolgerungen

Eine zielführende, gerechte und der globalen Verantwortung der Schweiz für das Klima entsprechende Klimapolitik ist möglich und längst überfällig. Der Bundesrat muss dringend eine umfassende Klimaplanung für die Zeit bis 2050 in Angriff nehmen. Ein umfassendes Schweizer Klimaprogramm muss den langfristigen Zielen und Vorgaben des Pariser Klimaübereinkommens genügen und Etappenziele mit klaren Vorgaben für sämtliche Bereiche der Schweizer Innen-, Aussen- und Wirtschaftspolitik bis 2050 festlegen, mit welchen das Pariser Klimaübereinkommen umgesetzt werden kann.

Mit spezifischen, auf die verschiedenen Sektoren zugeschnittenen Massnahmen und Instrumenten muss die Schweiz ihre inländischen Emissionen gesamthaft um jährlich drei bis vier Prozent reduzieren und bis spätestens 2050 eine ausgeglichene CO2-Treibhausbilanz erzielen, was bedeutet, dass bis 2030 die CO2-Emissionen um 50 bis 60 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 sinken müssen, die grauen und nicht bilanzierten Treibhausgasemissionen – zum Beispiel aus dem Konsum von Importwaren und aus dem Flugverkehr – auf mindestens gleichem Niveau, also jährlich um 50 bis hundert Millionen Tonnen CO2eq, weiter reduzieren, wobei im Ausland erzielte Emissionsreduktionen nicht an das nationale Treibhausgasreduktionsziel angerechnet werden dürfen, Klimaschutz- und Anpassungsmassnahmen in Entwicklungsländern mit reellen, zusätzlichen Klimafinanzierungsbeiträgen von mindestens einer Milliarde Franken pro Jahr unterstützen, wobei in erster Linie die vom Pariser Klimaübereinkommen anerkannten multilateralen Instrumente (wie zum Beispiel der Green Climate Fund oder der Adaptation Fund) genutzt werden müssen und die Balance zwischen Mitigations- und Adaptationsfinanzierung beibehalten werden muss.


Ausschnitt aus dem Kapitel «Die Klimapolitik der Schweiz» von Jürg Staudenmann im Almanach Entwicklungspolitik – Klimaschutz und Armutsbekämpfung der Caritas Schweiz, Luzern, 2017. ISBN 978-3-85592-148-5.

PDF-Download des ganzen, leicht aktualisierten Beitrags.

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Alliance Sud an der Klimakonferenz COP 23 in Bonn

01.11.2017, Klimagerechtigkeit

Zum ersten Mal nimmt die Schweiz als Vollmitglied des Pariser Übereinkommens an der internationalen Klimakonferenz (COP 23) teil. Doch die Schweizer Klimapolitik bleibt zögerlich und minimalistisch.

Alliance Sud an der Klimakonferenz COP 23 in Bonn

von Jürg Staudenmann, ehemaliger Fachverantwortlicher «Klimapolitik»

Am kommenden Sonntag, dem 5. November 2017, wird die Schweiz vollwertiges Mitgliedsland des wegweisenden Pariser Klimaübereinkommens. Tags darauf beginnt in Bonn die 23. Internationale Klimakonferenz (COP 23). Alliance Sud, der entwicklungspolitische Think and Do Tank der Schweizer Entwicklungsorganisationen, wird ab 9. November mit ihrem Klima- und Entwicklungsexperten Jürg Staudenmann vor Ort präsent sein.  

In einer umfassenden Analyse hat Alliance Sud gezeigt, dass die Schweizer Klimapolitik den in Paris eingegangen Verpflichtungen bis jetzt nur sehr ungenügend nachkommt. So verfügt die Schweiz weder über eine Langzeitplanung, wie die CO₂-Emissionen im Inland bis im Jahr 2050 auf Null reduziert werden sollen noch entspricht das gegenwärtige CO2-Gesetz dem Pariser Ziel, die globale Klimaerhitzung auf maximal 2 Grad Celsius zu beschränken.

Alliance Sud erwartet von der Schweiz eine ambitionierte Klimapolitik, die dem Pariser Abkommen entsprechend auch finanzielle Mittel für die ärmsten und verwundbarsten Länder zur Bewältigung der Klimaveränderungen beinhaltet. Allerdings weiss der Bundesrat noch nicht, wie er ab 2020 die jährlich hierfür notwendigen dreistelligen Millionenbeiträge mobilisieren will.
Im Zentrum der COP 23 werden unter anderem die Verpflichtungen im Bereich «Schäden und Verluste» (Loss and Damage) stehen. Ein Thema, das angesichts der dieses Jahr durch Wirbelstürme und Extremmonsun verursachte Zerstörungen spezielle Brisanz erlangt hat. Obwohl die Konferenzpräsidentschaft aus dem pazifischen Inselstaat Fidschi sehr genau um die Bedrohung durch steigende globale Temperaturen weiss, ist schwer abzuschätzen, ob an der COP 23 in diesem Bereich substantielle Fortschritte erzielt werden.

Das vom Bundesrat skizzierte Mandat der Schweiz an der COP 23 lässt offen, ob die Schweiz – ihrer humanitären Tradition verpflichtet – bei der Unterstützung von Entwicklungsländern Zeichen setzen wird. Im Gegenteil, die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) wird erstmals nicht Teil der Schweizer Delegation sein. Dadurch entsteht eine empfindliche Kompetenzlücke bei der Gewichtung entwicklungsrelevanter Aspekte. Alliance Sud wird sich in Bonn dafür einsetzen, dass die Delegation Themen wie Anpassung, Loss and Damage oder Fragen der Menschenrechte nicht vernachlässigt.