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Veranstaltung
Die UNO in der Krise – welche Rolle spielt die Schweiz?
17.12.2025, Internationale Zusammenarbeit
Letzte Woche diskutierte eine hochkarätig besetzte Runde in Bern über die Krise der UNO. Dabei stand die Frage im Zentrum, ob die Schweiz, die als UNO-Hauptsitz in Europa eine besondere Verantwortung für die Zukunft des Multilateralismus trägt, genug tue.
Das Podium im Burgerratssaal des Casino Bern (v.l.n.r.): Moderator Philippe Reichen (Westschweiz-Korrespondent Radio SRF), Professor Achim Wennmann (Graduate Institute Geneva), Alt-Bundesrat Joseph Deiss, Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone und Botschafterin Anna Ifkovits Horner von der Schweizer UNO-Mission in Genf. © Alliance Sud
Zur Eröffnung des Abends skizzierte der Genfer SP-Ständerat Carlo Sommaruga ein breites Panorama aktueller Bedrohungen für Multilateralismus, internationale Zusammenarbeit und die globale Armutsbekämpfung. Er rechnete vor, wie die allgegenwärtigen Budgetkürzungen jahrzehntelang erarbeitete Entwicklungsfortschritte in den ärmsten Ländern zunichtemachen und mahnte, dass das Schweizer Parlament kurzsichtig agiert, wenn dessen Bewusstsein für die essenzielle Rolle der UNO im internationalen Gefüge weiter erodiert.
Wie die Rolle der UNO beim Kampf gegen globale Herausforderungen im Detail aussieht, schilderte Agi Veres, Direktorin des UNDP Genf und langjährige Kennerin des UNO-Systems. Sie zeigte, wie breit und erfolgreich sich die UNO-Institutionen für nachhaltige Entwicklung weltweit einsetzen. Doch gerade in der gegenwärtigen Polykrise sind Kürzungen fatal, denn mit weniger Mitteln, könne schlicht weniger erreicht werden. Gefährdet sind die globale Sicherheit und Wohlfahrt und allen voran die Arbeit in den Krisenländern und die dort lebende notleidende Bevölkerung. Sie adressierte auch die Schweiz: Denn beim Fingerzeig auf die USA dürfe nicht vergessen gehen, dass auch die Schweiz in den letzten 10 Jahren ihre UNDP-Beiträge massiv gekürzt hat.
Auf dem Podium diskutierten dann Professor Achim Wennmann (Graduate Institute Geneva), Alt-Bundesrat (CVP) Joseph Deiss, Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone und Botschafterin Anna Ifkovits Horner von der Schweizer UNO-Mission in Genf - moderiert von Philippe Reichen, Westschweiz-Korrespondent Radio SRF.
Die Krise der UNO ist in erster Linie eine Krise ihrer Mitgliedsstaaten, wie Alt-Bundesrat Joseph Deiss unmissverständlich festhielt. Damit meint er natürlich auch das UNO-Gastgeberland Schweiz. Deiss und Mazzone riefen mit Blick auf das schreckliche Leid, u. a. in Gaza, und das ungenügende Engagement der Schweiz letztere zu mehr Mut und Haltung auf.
Gerade als UNO-Gastgeberstaat mit langer humanitärer Tradition muss die Schweiz mehr denn je für internationale Zusammenarbeit und Multilateralismus einstehen, wie FDP-Nationalrat Laurent Wehrli in seinem Schlusswort forderte.