Meinung

50 Jahre Alliance Sud

05.10.2021, Internationale Zusammenarbeit

Seit 50 Jahren steht Alliance Sud im Einsatz für eine solidarische Schweiz. Unser Präsident Bernd Nilles blickt zurück – und in die Zukunft.

50 Jahre Alliance Sud

Bernd Nilles, Präsident Alliance Sud und Geschäftsleiter Fastenopfer
© Fastenopfer

50 Jahre Alliance Sud, 60 Jahre DEZA, 60 Jahre Fastenopfer, 75 Jahre HEKS: Vor einigen Jahrzehnten herrschte eine Aufbruchstimmung hin zu globaler Verantwortung. Gibt es heute Grund zum Feiern oder eher nicht im Lichte der vielen ungelösten Probleme auf dieser Welt? Ständig kommen neue Herausforderungen und Krisen hinzu – die Klimakrise zudem mit enormem Zeitdruck.

Als unsere Gründungsväter und Gründungsmütter im August des Jahres 1971 – kurz nach Einführung des Frauenstimmrechts – die Arbeitsgemeinschaft «Swissaid / Fastenopfer / Brot für Brüder / Helvetas» gründeten, war ihnen vermutlich nicht bewusst, dass die Reise fünf Jahrzehnte überdauern würde. Zunächst stand die Information der Schweizer Bevölkerung über die Situation in Entwicklungsländern und globale Zusammenhänge im Fokus; erst später, in den 1980er Jahren, kam die entwicklungspolitische Arbeit hinzu. Weitsichtig war die frühe Einsicht, dass nur durch Veränderungen in Nord und Süd ein langfristiger Wandel möglich ist, und es ist eine historische Errungenschaft von Alliance Sud, dass sie Schweizer Hilfswerke mit einer koordinierten und glaubwürdigen entwicklungspolitischen Stimme vereint hat.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei all jenen bedanken, die diese Geschichte mitgestaltet und möglich gemacht haben. Alliance Sud hat in diesen 50 Jahren eine Reihe Veränderungen in der Politik angestossen; sie hat dazu beigetragen, dass die Entwicklungszusammenarbeit ausgebaut und weiterentwickelt wurde, und ist stets eingetreten für eine solidarische Schweiz.

Auch Alliance Sud ist bereit, sich weiterzuentwickeln. 2021 haben wir dies in Angriff genommen, entsprechend werden wir uns in Zukunft noch stärker auf die Anwaltschaftsarbeit konzentrieren und hier Wirkung entfalten. Dies scheint geboten angesichts der weiterhin bestehenden globalen Herausforderungen und Ungerechtigkeiten, besonders dort, wo Schweizer Politik eine Mitverantwortung trägt. Darüber hinaus sind Macht und Einfluss der Wirtschaft weiterhin unverhältnismässig gross und führen nicht selten zu politischen Entscheiden zu Ungunsten von Mensch und Umwelt. In diesem Zusammenhang muss die Frage erlaubt sein, warum BundesrätInnen aktuell nach mehr politischem Engagement der Wirtschaft rufen, während zugleich versucht wird, den Spielraum der Zivilgesellschaft einzuschränken. Sollte es nicht ein Anliegen von Bundesrat und Parlament sein, dass sich in der Schweiz alle politisch einbringen können und dürfen?

Was gut für die Wirtschaft ist, ist nicht automatisch gut für die Schweiz und die Welt. Für gute und nachhaltige politische Entscheide braucht es auch die Stimmen der BürgerInnen und der Zivilgesellschaft – darauf haben wir in den letzten 50 Jahren immer wieder hingewiesen. Mit fachlicher Expertise, Dialog und Debatte wollen wir uns auch in Zukunft aktiv einbringen und für globale Gerechtigkeit einstehen.