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Medienmitteilung
NGOs fordern Überprüfung von Investitionsabkommen
22.05.2023, Handel und Investitionen
Alliance Sud ist Teil einer NGO-Delegation, die in Kolumbien dazu aufruft, Investitionsschutzabkommen, auch das mit der Schweiz, zu kündigen und insbesondere den umstrittenen Mechanismus der Schiedsgerichtsbarkeit aufzugeben.
Dieser Auftrag beruht auf einer Erklärung, die von mehr als 280 Organisationen aus 30 Ländern unterzeichnet wurde und vor allem auch die Schweiz im Visier hat. Denn von den 21 Klagen, die ausländische Investoren gegen Kolumbien eingereicht haben, stammen drei vom Schweizer Rohstoffkonzern Glencore, dem alleinigen Eigentümer der Kohlemine El Cerrejón, dem grössten Tagebau Lateinamerikas und einer der grössten der Welt. Die jüngste Klage folgt auf die Entscheidung des kolumbianischen Verfassungsgerichts, die Umleitung des Flusses Arrojo Bruno zu blockieren, da diese katastrophale Gesundheits- und Umweltauswirkungen auf die lokalen Gemeinschaften hat. Die Höhe der von Glencore geforderten Entschädigung ist nicht bekannt, was die Undurchsichtigkeit dieses im Völkerrecht einzigartigen Mechanismus zeigt: ISDS ermöglicht es nämlich einem ausländischen Investor, auf der Grundlage des bilateralen Investitionsschutzabkommens vor einem Schiedsgericht gegen den Gaststaat zu klagen. Umgekehrt gilt dies jedoch nicht.
Die 21 bislang bekannten Schadenersatzklagen belaufen sich laut Zahlen der staatlichen Rechtsschutzagentur und einem kürzlich veröffentlichten Bericht von Transnational Institute (TNI) in Zusammenarbeit mit Cajar, einem kolumbianischen Anwaltskollektiv, auf insgesamt gut 2,5 Milliarden USD. Die Anträge stammen von transnationalen Unternehmen aus fünf Ländern: den USA, Kanada, dem Vereinigten Königreich, der Schweiz und Spanien. Fast die Hälfte davon sind Rohstoffunternehmen, die diesen Mechanismus häufig nutzen, um Druck auf Regierungen auszuüben. Dies, um politische Entscheide, Gesetze und Gerichtsurteile anzufechten. Diese wären aber notwendig, damit die Länder die Klimakrise bewältigen, aus dem Extraktivismus aussteigen und sich in Richtung Energiewende und Umweltgerechtigkeit bewegen können.
Globaler Süden beginnt, Abkommen zu kündigen
Alliance Sud prangert seit Jahren diese Investitionsschutzabkommen (ISA) an, die fast ausschliesslich ausländischen multinationalen Konzernen Rechte und den Gaststaaten Pflichten übertragen. Bis heute hat die Schweiz rund 130 ISAs im Globalen Süden abgeschlossen. Mehrere Länder haben begonnen, diese Abkommen zu kündigen, darunter Ecuador, Bolivien, Indien, Indonesien und Südafrika jene mit der Schweiz.
Zu einem Zeitpunkt, da die ausländischen Investitionen in der Schweiz zunehmen und Klagen drohen – der Staatsfonds von Katar erwägt, die Schweiz wegen der Zwangsfusion zwischen der Credit Suisse und der UBS zu verklagen, weil er dadurch 330 Millionen USD verloren haben soll –, wäre die Schweiz gut beraten, diese Abkommen zu kündigen und das umstrittene ISDS aufzugeben. Allenfalls könnten ausgewogenere Abkommen ausgehandelt werden, die es den Gaststaaten erlauben, im öffentlichen Interesse zu regulieren.
Für weitere Informationen:
Isolda Agazzi, Fachverantwortliche «Handel und Investitionen» bei Alliance Sud, ist bis zum 1. Juni in Kolumbien und steht für Interviews gerne zur Verfügung: isolda.agazzi@alliancesud.ch, Tel. + 41 22 901 07 82 (Zeitverschiebung: -7 Std.)
Medienmitteilung
Zucker: Bundesrat streicht Zollpräferenzen
14.07.2007, Handel und Investitionen
Der Bundesrat hat im Juli 2007 entschieden, die Zollpräferenz für Zuckerimporte aus Entwicklungsländern befristet auszusetzen, um den Handel mit der Europäischen Union (EU) nicht zu gefährden. Alliance Sud bedauert diesen Entscheid.
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Medienmitteilung
Bilaterale Abkommen: Sackgasse oder Chance?
03.12.2007, Handel und Investitionen
Die Efta-Länder streben bilaterale Freihandelsabkommen mit ausgewählten Entwicklungsländern an. Alliance Sud und die Erklärung von Bern kritisieren diese Art von Abkommen, weil sie den betroffenen Entwicklungsländern mehr Ungerechtigkeit bringen.
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Medienmitteilung
Alibiübung für Zucker aus Entwicklungsländern
07.12.2007, Handel und Investitionen
Anfang Juli 2007 hat der Bundesrat die Zollpräferenzen für Zuckerimporte aus Entwicklungsländern ausgesetzt. Jetzt hat er eine Neuregelung beschlossen. Alliance Sud kritisiert den Entscheid.
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Medienmitteilung
Efta-Verhandlungen mit Indien: Fachtagung in Bern
07.10.2008, Handel und Investitionen
Eine Delegation der indischen Zivilgesellschaft hat im Oktober 2008 in Bern ihre Bedenken über die Verhandlungen zum bilateralen Freihandelsabkommen zwischen den Efta-Staaten und Indien erläutert. Diese sind eben offiziell angelaufen.
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Medienmitteilung
Lektion in Menschenrechten aus Norwegen
24.03.2009, Handel und Investitionen
Norwegen will im Rahmen des Efta-Freihandelabkommens nicht mit Indien über Stärkung des Patentschutzes verhandeln. Und der steht für die Schweiz im Zentrum des Interesses. Norwegen will auch den Vertrag mit Kolumbien einstweilen nicht ratifizierren.
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Medienmitteilung
Kolumbianischer Senator will keine Ratifizierung
27.05.2009, Handel und Investitionen
Der kolumbianische Oppositionspolitiker Jorge Robledo hat in Bern Gespräche mit Schweizer ParlamentarierInnen geführt. Er empfiehlt, das Freihandeslabkommen zwischen der Efta und Kolumbien nicht zu ratifizieren.
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Medienmitteilung
Unctad XIII : Schweiz auf dem hohen Ross
25.04.2012, Handel und Investitionen
An der dreizehnten Uno-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) prallen Industrie- und Entwicklungsländer mit unterschiedlichen Vorstellungen aufeinander. Pikant ist, dass die Schweiz besonders offensiv gegen die Entwicklungsländer antritt.
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Medienmitteilung
Veraltet, einseitig, revisionsbedürftig
25.02.2013, Handel und Investitionen
Die 130 Investitionsschutzabkommen der Schweiz schützen einseitig die Interessen der Investoren und schränken den politischen Handlungsspielraum der Gastländer ungebührlich ein. Das neue Abkommen mit Tunesien muss geändert werden!
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Meinung
Freihandelsabkommen mit Indien: Welches Risiko entsteht für Generika und Saatgut?
23.01.2024, Handel und Investitionen
Wirtschaftsminister Guy Parmelin gab am Sonntag bekannt, dass er mit Indien eine grundsätzliche Einigung über den Abschluss eines Freihandelsabkommens erzielt habe. Über dieses wurde seit 16 Jahren verhandelt. Ohne weitere Details zu nennen, versicherte er, dass sich die beiden Parteien auch beim grössten Zankapfel, dem Patentschutz, geeinigt hätten.
Indische Wissenschaftlerinnen arbeiten in einem Labor des Forschungs- und Entwicklungszentrums in Hyderabad, Indien.
© Keystone / AP / Mahesh Kumar
Es ist nicht bekannt, was diese Vereinbarung genau beinhaltet: Die Verhandlungen sind geheim und noch nicht abgeschlossen. Alliance Sud und indische Organisationen wie das Third World Network (TWN) sind allerdings beunruhigt. Bisher hat die indische Regierung immer beteuert, dass sie die Rechte an geistigem Eigentum (im Jargon TRIPS+ genannt) in Freihandelsabkommen nicht stärken will. Es ist aber gut möglich, dass die Schweiz TRIPS+-Bestimmungen als Bedingung für den Abschluss des Freihandelsabkommens gefordert hat. Somit ist zu befürchten, dass solche Bestimmungen in den endgültigen Text aufgenommen werden könnten.
Aus Sicht des Rechts auf Gesundheit wäre dies gravierend: Indien ist der weltweit grösste Hersteller von Generika, die in den Globalen Süden exportiert werden. Nach geltendem Recht und wie im TRIPS-Abkommen der Welthandelsorganisation (WTO) festgehalten, beträgt die Laufzeit von Patenten 20 Jahre ab dem Anmeldetag. Das Freihandelsabkommen könnte eine Verlängerung der Patentlaufzeit über 20 Jahre hinaus vorsehen, wodurch sich die Markteinführung von Generika verzögern würde.
Ausserdem sieht das derzeitige indische Gesetz keine Datenexklusivität vor. Das bedeutet, dass ein Medikament jederzeit zugelassen werden kann, egal ob es sich um ein neues Produkt oder um ein Produkt handelt, das irgendwo auf der Welt zugelassen wurde. Das Freihandelsabkommen könnte Indien dazu zwingen, sein Gesetz zu ändern, um die Datenexklusivität einzuführen, was die Markteinführung von Generika ebenfalls verzögern würde.
Schliesslich erteilt Indien im Rahmen des derzeitigen Systems keine Patente für die neue Verwendung eines bekannten Moleküls (Evergreening). Das Freihandelsabkommen könnte von Indien verlangen, eine solche Verpflichtung einzuführen.
Wenn das Abkommen diese Bestimmungen enthält, wird Indien das Patentgesetz ändern und die darin vorgesehene Flexibilität einschränken müssen. Dies wäre ein Präzedenzfall auch in den laufenden Verhandlungen über Freihandelsabkommen zwischen Indien und der Europäischen Union, Grossbritannien und den Vereinigten Staaten.
Ein weiteres Problem könnte sich mit Blick auf das Saatgut ergeben. Normalerweise verlangt die Schweiz von den Ländern im Globalen Süden, mit denen sie Freihandelsabkommen aushandelt, dass sie UPOV 91 beitreten. Dieses Übereinkommen privatisiert das Saatgut, so dass es für Bäuer:innen schwieriger wird, es wiederzuverwenden und zu tauschen. Sollte sich diese Bestimmung auch im Abkommen mit Indien wiederfinden, würde dies das Recht auf Nahrung von Kleinbäuer:innen gefährden, die sich patentiertes Saatgut nicht leisten können oder wollen.
Alliance Sud fordert den Bund auf, den Schleier über diese Verhandlungen zu lüften: Das Recht auf Gesundheit der indischen Bevölkerung und der Zugang zu Saatgut dürfen nicht gefährdet werden, insbesondere für die verletzlichsten Menschen.
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