Analyse

CO2-Handel: Motor oder Bremse für den globalen Klimaschutz?

05.11.2025, Klimagerechtigkeit

Vor einem Jahr an der Klimakonferenz COP hat die Staatengemeinschaft neue Regeln verabschiedet, um CO2-Zertifikate zwischen Ländern zu handeln. Einige Länder erhoffen sich Investitionen, andere nutzen CO2-Zertifikate, um ihre Klimaziele zu erreichen. Am Beispiel der Schweiz stellen Alliance Sud und Fastenaktion in Frage, ob Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens, der den Zertifikatehandel regelt, wirklich zu mehr Klimaschutz führt.

Delia Berner
Delia Berner

Expertin für internationale Klimapolitik

CO2-Handel: Motor oder Bremse für den globalen Klimaschutz?

Irrweg oder Überholspur Richtung Energiewende: Die Schweiz kompensiert im Ausland billig CO2-Emissionen und macht beim inländischen Verkehr und Konsum weiter wie bisher. © KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Die Schweiz versteht sich als Pionierin unter dem Pariser Abkommen, das vor zehn Jahren weltgehend als Durchbruch in der internationalen Klimapolitik gefeiert worden war. Der Bund hat Artikel 6, der es Staaten erlaubt, zur Zielerreichung mit CO2-Emissionsreduktionen zu handeln, am schnellsten umgesetzt: die ersten bilateralen Abkommen abgeschlossen, die ersten Projekte genehmigt, die ersten Zertifikate gekauft. Mit dem Kauf von Kompensationszertifikaten kann die Schweiz ihre Klimaziele auf dem Papier erreichen, obwohl die Schweizer Treibhausgasemissionen nur zögerlich sinken. Dafür werden Klimaschutzprojekte im Globalen Süden umgesetzt – z. B. effiziente Kocher verkauft, elektrische Busse und E-Bikes gefördert; die daraus resultierenden Emissionsreduktionen werden dann der Schweiz gutgeschrieben. Was bedeutet dieser CO2-Handel für den globalen Klimaschutz? Auf Kritik an CO2-Kompensationsprojekten wird oft geantwortet, dass das Pariser Abkommen diesen Handel explizit vorsehe. Das stimmt nur unter der Bedingung, dass der CO2-Handel insgesamt zu mehr und nicht zu weniger Klimaschutz führt.

Die Expert:innen von Alliance Sud und Fastenaktion haben recherchiert und analysiert, inwiefern die Schweiz als Pionierland der Artikel-6-Mechanismen diese Bedingung erfüllt, und sind auf erstaunlich viele Puzzle-Steine gestossen, die zur Beantwortung dieser Frage relevant sind.

 

Sonderausgabe Global

Der neue Deal – Eine neue Schweiz für eine gerechtere Welt

06.07.2025, Entwicklungsfinanzierung

Klimaerhitzung, Krieg, Armut – wir erleben die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch multilaterale Lösungen scheinen derzeit weit entfernt. Alliance Sud identifiziert in ihrer Sonderausgabe von «global» Reformen, die zeigen, dass sich die Schweiz ein starkes Engagement zugunsten einer friedlicheren und gerechteren Welt leisten kann und wo sie dafür investieren muss. Denn: Das Geld ist da. Alliance Sud zeigt nicht nur das Preisschild, sondern auch, wie die Rechnung bezahlt werden kann.

Der neue Deal – Eine neue Schweiz für eine gerechtere Welt

Gestaltung: Bodara GmbH, Büro für Gebrauchsgrafik / Cover: Abbie Trayler-Smith/Panos Pictures

Publikation

Die Auswirkungen der Zerschlagung von USAID

26.06.2025, Internationale Zusammenarbeit, Entwicklungsfinanzierung

Die Einstellung eines grossen Teils der US-Entwicklungsfinanzierung hat massive Auswirkungen auf die ärmsten und verletzlichsten Menschen dieser Welt, auf das multilaterale System, welches massgeblich zu Frieden und Stabilität in der Welt beiträgt, und auf die globale Gesundheitsversorgung. Über die konkreten Folgen der USAID-Zerschlagung erfahren Sie mehr im Faktenblatt von Alliance Sud.

Kristina Lanz
Kristina Lanz

Expertin für internationale Zusammenarbeit

Die Auswirkungen der Zerschlagung von USAID

© T. Schneider / Shutterstock.com

Publikation

Klimafinanzierung – jetzt erst recht

15.05.2025, Klimagerechtigkeit

300 Milliarden für den Klimaschutz im Globalen Süden: Darauf einigte sich die Staatengemeinschaft an der COP29. Dies wird dringend benötigt, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Dazu muss nun die Schweizer Klimafinanzierung ihren fairen Anteil leisten. Wie soll diese Erhöhung aussehen? Welche Fehler gilt es zu vermeiden? Woher kommt das Geld? Diese Fragen beantwortet das Analysepapier von Alliance Sud. Es zeigt zudem langfristige Perspektiven auf, die auch im Interesse der Schweiz sind.

Delia Berner
Delia Berner

Expertin für internationale Klimapolitik

Klimafinanzierung – jetzt erst recht

Bewohner:innen Kiribatis setzen Mangrovensetzlinge ein: Sie schützen vor Küstenerosion und Fluten und sind existenziell für das Leben auf der Pazifikinsel. Das Klimafotoprojekt «Tropic Ice» zeigt Gemeinschaften, die tagtäglich gegen den Klimawandel kämpfen. © Keystone/LAIF/Barbara Dombrowski

Publikation

Kritische Analyse des SIA zum Freihandelsabkommen mit Thailand

23.01.2025, Handel und Investitionen

Alliance Sud und Public Eye haben die Handels- und Menschenrechtsexpertin Caroline Dommen mit der Analyse der Ex-ante-Nachhaltigkeitsprüfung (SIA) des SECO zum Freihandelsabkommen mit Thailand beauftragt.

Kritische Analyse des SIA zum Freihandelsabkommen mit Thailand

Kahlschlag in der Nähe von Mae Chaem, Nordthailand. Die Luftverschmutzung durch Brandrodungen belasten weite Teile Thailands und dessen Bevölkerung. © Keystone / EPA / Barbara Walton

Die Analyse bemängelt insbesondere einen zu hohen Grad an Abstraktion und die Tatsache, dass die wirtschaftliche Analyse getrennt von der Nachhaltigkeitsanalyse durchgeführt wurde. Stattdessen hätten Schlüsselaspekte der Nachhaltigkeit identifiziert werden sollen, auf die man sich hätte konzentrieren müssen. Auch das Risikoniveau wurde nicht ausreichend analysiert, so dass die Studie zu oft den Eindruck erweckt, als diene sie der Rechtfertigung des EFTA-Verhandlungsmandats, also beispielsweise zur Stärkung der geistigen Eigentumsrechte auf Arzneimittel.

 

Studie

Impact Investing und nachhaltige Entwicklung

10.12.2024, Entwicklungsfinanzierung

Impact Investing stösst insbesondere auch in der Schweiz, einem Land, das für sein Finanzsystem und sein Bekenntnis zu einem nachhaltigen Finanzplatz bekannt ist, auf immer breitere Akzeptanz. Doch gerade weil Impact Investing oft als Allheilmittel zur Bewältigung von Entwicklungsherausforderungen dargestellt wird, beleuchtet die Studie von Alliance Sud seine Wirksamkeit, seine Grenzen und das Ausmass, in dem es tatsächlich zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann, kritisch.

Laurent Matile
Laurent Matile

Experte für Unternehmen und Entwicklung

Impact Investing und nachhaltige Entwicklung

Impact Investing wächst zwar, bleibt aber ein Nischenmarkt. Quelle: Tameo 2023.

Briefing Paper

Internationale Zusammenarbeit der Schweiz stärken

22.05.2024, Entwicklungsfinanzierung

Dieses Jahr bestimmt die Schweiz die Ausrichtung ihrer internationalen Zusammenarbeit (IZA) bis 2028. Diese soll solidarisch mit den Partnerländern lokalen Bedürfnissen Rechnung tragen. Eingebettet in den globalen Referenzrahmen der Agenda 2030 hat sich der Fokus über die Armutsbekämpfung hinaus erweitert: die soziale und ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft sollen ein Teil langfristiger IZA sein. Das Alliance Sud Briefing Paper zeigt, wie die Schweiz seit 50 Jahren ihre internationalen Versprechungen verfehlt, ihren Beitrag gar künstlich erhöht und aktuell die IZA demontiert. Dabei gäbe es gewichtige Gründe, diese aus- statt abzubauen.

Laura Ebneter
Laura Ebneter

Expertin für internationale Zusammenarbeit

Internationale Zusammenarbeit der Schweiz stärken

Schweizer Politik und Wirtschaft führt weltweit zu ökologischen und sozialen Verwerfungen – besonders im Globalen Süden. Doch das spiegelt sich kaum in der Entwicklungsfinanzierung, die seit Jahren hinter ihren Versprechungen zurückbleibt. Soldat kurz vor bundesrätlichem Besuch in Maputo, Mozambique.
© Peter Klaunzer / Keystone

FAKTENBLATT

Wiederaufbau der Ukraine: umfassend und ausserordentlich

19.02.2024, Entwicklungsfinanzierung

Für den Wiederaufbau der Ukraine sind umfassende Mittel gefragt. Auch die Schweiz muss einen substanziellen finanziellen Beitrag leisten. Doch die zuständigen Departemente wollen das nötige Geld aus den Töpfen für die internationale Zusammenarbeit nehmen und damit die Schuldenbremse priorisieren. Dabei kann sich die Schweiz eine ausserordentliche Finanzierung für die Ukraine leisten. Gerade jetzt muss sie den Globalen Süden gegen multiple Krisen unterstützen.

Wiederaufbau der Ukraine: umfassend und ausserordentlich

© Alliance Sud

Publikation

Klare Kriterien für Weltbank-Kapitalerhöhungen!

12.05.2020, Internationale Zusammenarbeit

Der Bundesrat will, dass sich die Schweiz an Kapitalerhöhungen der Weltbank beteiligt. Alliance Sud wirft kritische Fragen auf und stellt Bedingungen.

Kristina Lanz
Kristina Lanz

Expertin für internationale Zusammenarbeit

Klare Kriterien für Weltbank-Kapitalerhöhungen!

Die Aussenpolitische Kommission des Ständerates (APK-S) muss am 14. Mai darüber entschei­den, ob die Schweiz sich an den Kapitalerhöhungen der beiden Weltbank-Töchter IFC und der IBRD mit Aktien im Wert von 198 Millionen US-Dollar sowie mit der zusätzlichen Bereitstellung von 649 Millionen US-Dollar Garantiekapital beteiligen soll. Alliance Sud fordert in einem neuen Posi­tionspapier, dass dieser Beitrag an ein stärkeres Engagement der Weltbank für die Menschen­rechte und den Klimaschutz geknüpft wird.

In der Coronakrise hat die Weltbank schnell reagiert und umfangreiche Soforthilfe für die Entwick­lungsländer bereitgestellt. Allerdings lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Ein Grossteil des Hilfs­pakets geht an die Internationale Finanzkorporation (IFC) – den Privatsekttorarm der Weltbank. Alliance Sud zeigt in ihrem neuesten Positionspapier, dass gerade die IFC immer wieder in der Kritik steht – aufgrund von Investitionen in fossile Energien sowie wegen Menschenrechtsverlet­zungen und Umweltkatastrophen, die oft mit von der IFC finanzierten privaten Investitionen einher­gehen.

Die Weltbank ist mit ihrer Privatisierungsagenda und Kreditkonditionalitäten daran mitschuldig, dass in vielen ärmeren Ländern die öffentliche Gesundheitsversorgung komplett vernachlässigt wurde. Auch wenn sich ihr Fokus in den letzten Jahrzehnten verändert und erweitert hat, bleibt es ihr Hauptziel, ausländische Direktinvestitionen zu fördern und den Welthandel anzukurbeln. Mit Hilfe der Kapitalerhöhungen soll die Mobilisierung von Privatinvestitionen, unter anderem auch im Bildungs- und Gesundheitsbereich, massiv ausgebaut werden. Die von der Weltbank propagierten öffentlich-privaten Partnerschaften (PPPs) kommen die betreffenden Staaten aber oft viel teurer zu stehen als „traditionelle“ staatliche Kreditaufnahmen. Gleichzeitig werden Ungleichheiten im Zu­gang zu wichtigen öffentlichen Dienstleistungen wie Energie, Bildung und Gesundheit zusätzlich verschärft.

Die Umwelt- und Sozialstandards der Weltbank werden nicht für alle Projekte und Instrumente gleich angewendet, so dass es bei von ihr (co-)finanzierten Projekten immer wieder zu gravieren­den Menschenrechtsverletzungen und Umweltkatastrophen sowie zu Repression und Korruption kommt. Ein 2015 verfasster Bericht des UN-Sonderberichterstatters zu extremer Armut und Men­schenrechten ging sogar so weit, die Weltbank eine «menschenrechtsfreie Zone» zu nennen.

Will die Schweiz sich an den Kapitalerhöhungen der IBRD und der IFC beteiligen, so fordert Alliance Sud, muss sie in Zukunft ihr Mitspracherecht nutzen, um von der Weltbank wichtige Reformen in den Bereichen Menschenrechte, Klimawandel und nachhaltiges Engagement des Privatsektors zu verlangen. Auch ihr eigenes Stimmverhalten in der Weltbank soll die Schweiz entsprechend anpassen und im Sinne der Transparenz öffentlich kommunizieren.

Offener Brief

NGOs in Israel/Palästina: Offener Brief an den Bundesrat

17.11.2023, Internationale Zusammenarbeit, Entwicklungsfinanzierung

In einem Offenen Brief fordern Schweizer NGOs, darunter Alliance Sud, den Bundesrat auf, Transparenz darüber zu schaffen, auf welcher Grundlage die Finanzierung von elf langjährigen EDA-Partnerorganisationen in Israel/Palästina suspendiert wurde.

Andreas Missbach
Andreas Missbach

Geschäftsleiter

Laura Ebneter
Laura Ebneter

Expertin für internationale Zusammenarbeit

NGOs in Israel/Palästina: Offener Brief an den Bundesrat