Unsere Ziele

 
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Alliance Sud − Das Kompetenzzentrum für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklungspolitik

Alliance Sud ist die Allianz von Schweizer Nichtregierungsorganisationen, die sich für globale Gerechtigkeit engagiert. Sie beeinflusst die Schweizer Politik, rückt systemische Ungleichheiten ins Bewusstsein und ermöglicht eine soziale, ökonomische und ökologische Transformation.

Die Mitglieder von Alliance Sud sind Swissaid, Fastenaktion, Helvetas, Caritas, Heks, Solidar Suisse und Terre des hommes. Das Schweizerische Rote Kreuz, Brücke Le Pont, Biovision, Unité, Comundo und Vivamos Mejor sind assoziierte Mitglieder des Vereins.

Alliance Sud ist parteipolitisch ungebunden und nimmt seit 1971 die Politik der Schweiz im Interesse der benachteiligten Menschen in den Ländern des globalen Südens in die Pflicht. Sie ist in der vom Bundesrat eingesetzten Beratenden Kommission für die Internationale Zusammenarbeit ebenso vertreten wie in der Kommission für Wirtschaftspolitik. Alliance Sud führt das Sekretariat der überparteilichen parlamentarischen Gruppe Internationale Zusammenarbeit und der NGO-Plattform, die zahlreiche nichtstaatliche Akteure der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit vereint.

Medienschaffenden in allen Schweizer Landesteilen steht Alliance Sud mit kompetenten Hintergrundinformationen zur Verfügung. Mit ihrem Magazin «global» und mit dem Einsitz im Vereinsvorstand von real21 unterstützt sie eine fundierte Berichterstattung über globale Themen in der Schweiz.

Alliance Sud ist international eng vernetzt mit gleichgesinnten Nichtregierungsorganisationen in Industrie- und Entwicklungsländern. Sie hat unter anderem zur Gründung des internationalen Tax Justice Network beigetragen und beteiligt sich aktiv in der Global Alliance for Tax Justice. Sie ist Mitglied im Climate Action Network und im European Network on Debt and Development (Eurodad).

Strategie und Ziele

Alliance Sud und die gerechte Transition
Die Welt muss bis spätestens 2050 die fossilen Brennstoffe ersetzen, die industrielle Landwirtschaft überwinden und dabei die lebenserhaltenden Ökosysteme schützen. Bis 2030 müssen die Weichen für diese Transition gestellt sein. Alliance Sud will eine gerechte Transition – Just Transition –, einen Übergang hin zu einer Welt, in der JEDI herrscht: Justice, Equity, Diversity, Inclusion. Ohne die Überwindung der Armut kann es keine gerechte Transition geben.

Die Schweiz als wirtschaftlich stark globalisiertes Land hat einen wesentlichen Einfluss auf die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anderer – insbesondere der ärmsten – Länder. Alliance Sud setzt sich dafür ein, dass die Schweiz weltverträglich wird und einen substanziellen Beitrag zu globaler Gerechtigkeit leistet.

Internationale Zusammenarbeit und humanitäre Hilfe sind dabei zentrale Instrumente. Weil die humanitäre Hilfe nur kurzfristig auf Krisen reagieren, Leben retten und Leiden lindern kann, braucht es für eine stabilere Welt ohne Armut, mit weniger Ungleichheit und mit gleicheren Lebenschancen auch eine starke Entwicklungszusammenarbeit (EZA). Alliance Sud fordert diese mit geeinter Stimme ein. Gesellschaftliche Veränderungen kommen oft tektonisch: Sehr lange bauen sich unsichtbar Spannungen auf, die sich dann schlagartig und mächtig entladen. Alliance Sud hilft mit, Spannungen aufzubauen, und ist bereit, Erschütterungen zu nutzen.

Die analytische und politische Arbeit von Alliance Sud gliedert sich in drei grosse Themenfelder, die vielfältige Schnittflächen und Wechselwirkungen haben: Politik der Entwicklungszusammenarbeit, Klima und Kohärenz.

Politik der Entwicklungszusammenarbeit
Alliance Sud setzt sich für eine Erhöhung der Entwicklungsausgaben der Schweiz ein. Diese sollen nicht statistisch aufgebläht werden und Asylkosten oder abgegebene Impfdosen sollen nicht mehr angerechnet werden, wenn die Schweiz den Stand der Erreichung des UNO-Ziels von 0,7% des Bruttonationaleinkommens rapportiert (2021 aufgebläht 0,51%, real 0,48%). Gleichzeitig kritisiert Alliance Sud jegliche Instrumentalisierung der EZA zur Erreichung anderer aussen- oder wirtschaftspolitischer Ziele und betont systematisch die Verknüpfungen zwischen EZA und anderen Politikbereichen (Politikkohärenz).

Bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Schweizer EZA will Alliance Sud Folgendes erreichen:

•    Die verschiedenen Instrumente der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz sind komplementär, verfolgen aber eine gemeinsame Vision. Sie richten sich am gesetzlichen Grundauftrag aus und tragen namentlich «zur Linderung von Not und Armut in der Welt, zur Achtung der Menschenrechte und zur Förderung der Demokratie, zu einem friedlichen Zusammenleben der Völker sowie zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen (bei)» (Bundesverfassung, Art 54). Dies bedingt einen konsequenten Fokus auf die ärmsten und am meisten gefährdeten Menschen dieser Welt, gemäss dem Prinzip «Leave no one behind» der Agenda 2030. Dies gilt auch für die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor.

•    Die Schweiz setzt sich lokal, national und international für eine starke Zivilgesellschaft ein und arbeitet in ihrer internationalen Zusammenarbeit wo immer möglich mit lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen und stärkt diese durch direkte Finanzierung in der Umsetzung ihrer eigenen Prioritäten.

•    Das «traditionelle» Bild der Entwicklungszusammenarbeit (Stichwort «white saviours») ist aus den Köpfen der Schweizer Bevölkerung verschwunden und hat einem differenzierten Entwicklungsverständnis Platz gemacht. Die NGOs tragen durch ihre Positionierung und ihre Allianzen mit Organisationen aus dem Globalen Süden zu einem modernen Entwicklungsverständnis und zur langfristigen Glaubwürdigkeit der EZA bei.

Klima und Entwicklung
Alliance Sud setzt sich konsequent dafür ein, dass die Schweiz klimagerechter wird. Klimagerechtigkeit beinhaltet für Alliance Sud drei Aspekte: erstens eine rasche Reduktion der Emissionen der Schweiz mit klaren Zwischenschritten; zweitens eine der historischen Verantwortung und dem Reichtum der Schweiz entsprechende Klimafinanzierung mit einer substantiellen und wirksamen Unterstützung und Entschädigung der am meisten vom Klimawandel betroffenen Menschen in den ärmsten Ländern. Und drittens keine Kompensation der Schweizer Emissionen in Entwicklungs- und Schwellenländern auf Kosten der Ärmsten (Carbon Colonialism).

In der politischen Arbeit setzt sich Alliance Sud für eine substanzielle Erhöhung des Schweizer Beitrags zur internationalen Klimafinanzierung ein, der mindesten 1% des globalen Finanzierungsziels beträgt (heute wären das 1 Mia. Franken im Jahr). Zudem soll es sich, wie international gefordert, um neue, zusätzlichen Gelder handeln. Beim Emissionshandel legt Alliance Sud den Schwerpunkt auf problematische Kompensationsprojekte, verfolgt deshalb die Schweizer Aktivitäten in diesem Bereich und zeigt die Probleme anhand konkreter Fallstudien auf.

Dauerbrenner fehlende Kohärenz
Während die Schweiz bei der Erreichung der Ziele der Agenda 2030 insgesamt auf Rang 8 liegt, belegt sie bezüglich der negativen Auswirkungen auf andere Länder und vor allem auf die Länder des Globalen Südens (die so genannten «Spillovers») den siebtletzten Platz.

Schuld daran sind die Rolle der Schweiz als Konzernzentrale, als Handelsmacht, als Banken- und Finanzplatz und als Steueroase. In anderen Worten: Die Wirtschafts-, Handels-, Finanz- und Steuerpolitik der Schweiz sind nicht kohärent mit den Zielen der Aussen-, Menschenrechts- und Entwicklungspolitik. Mehr Kohärenz ist und bleibt deshalb ein zentrales Arbeitsfeld von Alliance Sud.

Die gegenwärtige Handels- und Investitionspolitik der Schweiz schränkt den wirtschaftlichen und sozialen Gestaltungsraum der Partnerländer ein und verunmöglicht Massnahmen, die die Industrieländer selbst für ihre Entwicklung angewendet haben oder immer noch anwenden. Alliance Sud fordert stattdessen eine Handelspolitik, welche wirtschaftliche Beziehungen und Investitionen ermöglicht, die fair, sozial und nachhaltig ausgestaltet sind.

Die Schweiz ist immer noch eine Steueroase für Unternehmen und Superreiche. Trotz IZA und privaten Investitionen fliesst mehr Geld von Süd nach Nord als umgekehrt. Alliance Sud zeigt die grosse Bedeutung, die mehr Steuereinnahmen für die Länder des Globalen Südens haben. Ebenso betont sie die schädliche Rolle der Schweiz, die sich auf Kosten der Ärmsten ein Niedrigsteuerregime leisten kann, das nur deshalb funktioniert, weil Steuersubstrat aus aller Welt angesogen wird.  

Alliance Sud sorgt dafür, dass die mächtige Rolle des Schweizer Finanz- und Rohstoffhandelsplatzes in der Klima- und Schuldenkrise des Südens in Politik und Öffentlichkeit bekannt wird und stösst politische Reformen an. Schliesslich erarbeitet sie einen konkreten Umbauplan, der zeigt, wie die Schweiz ihren finanzpolitischen Beitrag zu einem globalen Green New Deal leisten und ein neues, weltverträgliches Geschäftsmodell entwickeln kann.