Konzernbesteuerung

Konzern­besteuerung

Die Schweiz ist einer der wichtigsten Standorte für multinationale Konzerne weltweit und mit ihren sehr tiefen Gewinnsteuern ein beliebtes Ziel für Gewinnverschiebungen. 

Worum es geht >

Worum es geht

Schweizer Konzerne verschieben jährlich Gewinne in der Höhe von über 100 Milliarden Dollar ins Tiefsteuerland Schweiz. In Zug, Basel-Stadt, Waadt oder Genf steigen damit die Steuereinnahmen. In Ländern, die sich die Förderung von aggressiver Steuervermeidung nicht leisten können, sinken sie dramatisch. Gewinne werden nicht dort versteuert, wo sie erarbeitet wurden, sondern dort, wo die Konzerne dafür am wenigsten Steuern zahlen.

Seit 2016 hat die Schweiz ihr Unternehmensbesteuerungsrecht mehrmals reformiert. Die Gewinnverschiebungsmöglichkeiten von Konzernen wurden aber kaum eingeschränkt. Sie entziehen vor allem den Ländern des Globalen Südens wichtiges Steuersubstrat. Alliance Sud setzt sich dafür ein, dass mit Hilfe von mehr Transparenz und einer besseren Kooperation besonders mit Ländern des Südens dieser Steuervermeidung Einhalt geboten wird.

Finanzplatz Schweiz

Finanzplatz Schweiz

Trotz aller Reformen der letzten 15 Jahre, ist der Schweizer Finanzplatz weiterhin ein beliebtes Versteck für Steuerhinterzieherinnen, Geldwäscher und Korrupte aus aller Welt. Alliance Sud setzt sich dafür ein, dass sich das endlich ändert.

Worum es geht >

Worum es geht

Im Jahr 2017 führte die Schweiz den internationalen automatischen Informationsaustausch für Bankkundendaten (AIA) ein; mittlerweile betreibt sie diesen mit über 100 Staaten. Das wird in der Schweizer Öffentlichkeit oft als Abschaffung des Schweizer Bankgeheimnisses interpretiert. Tatsächlich ist die Einführung des AIA ein wichtiger Schritt für die bessere Identifizierung von Vermögenden, die mit Hilfe von Banken in der Schweiz und anderen Finanzintermediären Steuern hinterziehen.

Dem Bankgeheimnis hat der AIA aber kein Ende gesetzt. Es ist in den entsprechenden Gesetzen nach wie vor unverändert verankert. Zudem kommen viele Länder des Globalen Südens nach wie vor nicht in den Genuss dieses Datenaustausches mit der Schweiz. Da das Bankgeheimnis im Inland unangetastet bleibt, gibt es zudem einen starken Anreiz für ausländische Kunden von Schweizer Banken, ihren Wohnsitz in die Schweiz zu verlegen, um den AIA mit ihren Herkunftsländern zu umgehen. Alliance Sud arbeitet auf Reformen hin, um dies zu ändern.

Finanzen und Steuern

Finanzen und Steuern

Alliance Sud setzt sich dafür ein, dass die Schweiz als globaler Finanzplatz und Standort vieler multinationaler Konzerne eine gerechte Finanz- und Steuerpolitik betreibt. Sie soll nicht auf Kosten der Länder des Südens ge-hen und eine nachhaltige Entwicklung weltweit unterstützen.

Worum es geht >

© Lupo / pixelio.de

Konzernbesteuerung

© KEYSTONE / Michael Buholzer

Finanzplatz Schweiz

© Keystone / VWPics

UNO-Steuerkonvention

© Parlamentsdienste 3003 Bern / Béatrice Devènes

Bundesfinanzen

© Panos / Jason Iarkin

Entschuldung

© Klima-Allianz

Nachhaltige Finanzen

Worum es geht

Trotz aller Reformen der letzten 15 Jahre ist die Schweiz immer noch der grösste Offshore-Finanzplatz der Welt: Ein Viertel der grenzüberschreitenden Vermögen wird von Banken in der Schweiz verwaltet. Die Schweiz ist auch einer der wichtigsten Standorte für multinationale Konzerne und das dominierende Handelszentrum für Rohstoffe. Daraus leitet sich eine grosse globale Verantwortung der Schweiz als Wirtschaftsstandort ab. Die Schweiz hat starke Hebel in der Hand, um mitzuhelfen, die Welt auf einen nachhaltigen und gerechten Entwicklungspfad zu bringen. Alliance Sud setzt sich dafür ein, dass die Schweizer Politik die gesetzlichen Grundlagen schafft, damit diese Hebel auch richtig genutzt werden.

Publikationstyp

Artikel

Die «Buddies» der Potentat:innen besteuern

23.02.2023, Entwicklungsfinanzierung, Finanzen und Steuern

Für den Wiederaufbau der Ukraine braucht es grosse Summen, die nicht aus dem Budget der internationalen Zusammenarbeit kommen können. Die Erwartungen an die Schweiz sind riesig.

Andreas Missbach
Andreas Missbach

Geschäftsleiter

Die «Buddies» der Potentat:innen besteuern
Kurakhove, Ukraine.
© KEYSTONE/AP Photo/Nariman El-Mofty

Der Bundesrat hat vergangene Woche entschieden, dass es keine Rechtsgrundlage für die Einziehung der gesperrten Gelder der Oligarchen oder gar aller Russ:innen in der Schweiz gibt. Tatsächlich können diese nicht einfach eingezogen werden, ohne rechtsstaatliche und menschenrechtliche Prinzipien zu verletzen, so unsympathisch einem die Besitzer:innen auch sind. Auch mit einer innovativen Gesetzesauslegung oder Gesetzesänderungen bräuchte es eine Einzelfallprüfung, um die Mitschuld am Krieg zu belegen, und dies würde mit den Rekursmöglichkeiten in der Schweiz viel zu lange dauern.

Mit der Rechtsstaatlichkeit beim Einzug hadern auch die europäischen Länder, deswegen geraten mehr und mehr die ebenfalls gesperrten 300 Milliarden Dollar Währungsreserven der russischen Zentralbank in den Blick. Hier darf die Schweiz keinesfalls bremsen; bis zu 6 Milliarden Dollar liegen laut dem Staatsekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) in der Schweiz.

Die Schweiz hat aber noch eine weitere Möglichkeit. Zwar gibt es auch bei den Schweizer Rohstoffkonzernen keine direkte Kriegsschuld, aber oft sehr enge Verbindungen mit Putins Russland. Schätzungen zufolge wurden in den letzten beiden Jahrzehnten (in der notorisch intransparenten Branche gibt es keine verlässlichen Zahlen) drei Viertel des russischen Öls über Schweizer Firmen gehandelt.

Kriegsgewinnler in der Schweiz

Die Beziehungen waren zuweilen geradezu freundschaftlich, zwei Beispiele: Einer der beiden Gründer des Genfer Rohstoffhändlers Gunvor war Gennadi Timtschenko. Er war mit Putin befreundet, trainierte mit ihm in St. Petersburg im gleichen Judo-Club und besass einen Labrador namens Rommie, dessen Mutter Putins Hund Connie war. Gunvor war jahrelang der Hauptabnehmer der Ölfirma Rosneft, die mehrheitlich in Staatsbesitz ist. Nach der Eroberung der Krim kam Timtschenko auf die Sanktionsliste der USA und Gunvor trennte sich von ihm.

Zweites Beispiel: Glencore-Chef Yvan Glasenberg erhielt von Putin im Zusammenhang mit der Beteiligung von Glencore an Rosneft eine Medaille verliehen. 2017 verkaufte Glencore 14.16 Prozent von Rosneft für 9,1 Mia. Dollar, hält aber auch heute noch eine kleine Beteiligung. Via EN+ ist Glencore an Rusal beteiligt und nahm oder nimmt einen beträchtlichen Teil von deren Aluminiumproduktion ab. Rusal gehört mehrheitlich Oleg Deripaska, der als einer der wichtigsten Unterstützer Wladimir Putins galt. Und Glencore besitzt einen Viertel von Norilsk Nickel des Oligarchen Vladimir Potanin. Nickel ist ein strategisches Metall der Rüstungsindustrie. Etc. etc. etc.

Alle Schweizer Rohstoffhandelsfirmen sind Kriegsgewinnler, ganz egal ob sie direkt mit Russland Geschäfte machten oder nicht. Ihre Rekordgewinne (z.B. Verdreifachung bei Glencore) sind nur und nur eine Folge des Krieges und der dadurch ausgelösten Verwerfungen auf den Rohstoffmärkten. Es sind illegitime Kriegsgewinne. Eine Übergewinnsteuer, wie es andere Länder vormachen, brächte die nötigen Summen für die Schweizer Beteiligung am Wiederaufbau der Ukraine. Braucht ein Spezialgesetz, aber das ist machbar, und es wäre rechtzeitig machbar. Nötig ist nur der politische Wille, der Ukraine zu helfen. Sonst kommt die Schweiz wieder einmal – und wieder zu Recht – unter mächtigen internationalen Druck.

Medienmitteilung

Schuldenbremse: extreme Interpretation widerlegt

05.06.2023, Finanzen und Steuern

Aus ökonomischer Sicht gibt es in der Schweiz keine Gründe, langfristig im Staatshaushalt zu sparen. Das zeigt eine neue Studie im Auftrag von Alliance Sud. Sie widerlegt das Mantra, wonach die Bundesfinanzen «in Schieflage» seien.

Schuldenbremse: extreme Interpretation widerlegt
Karin Keller-Sutter: Finanzministerin und «Sparfüchsin».

Der Ökonom Cédric Tille, Professor am renommierten Geneva Graduate Institute und ehemaliges Mitglied des Bankrats der Schweizerischen Nationalbank, hat im Auftrag von Alliance Sud den finanzpolitischen Spielraum des Bundes für die nächsten fünfundzwanzig Jahre untersucht. Er kommt klar zum Schluss: Aus ökonomischer Sicht gibt es für den Bund keinen Grund zu sparen. Im Gegenteil: Die extrem tiefe Staatsverschuldung der Schweiz macht in den nächsten Jahren zusätzliche Investitionen möglich: Bis 2030 stehen gemäss Tille mindestens 15 Milliarden Franken für Mehrausgaben zur Verfügung, bis 2050 sogar 25 Milliarden – ohne dass sich die extrem niedrige Schuldenquote der Schweiz erhöht.

Zwei Faktoren sind für dieses Ergebnis wichtig: Die Zinsen auf Staatsanleihen bleiben für den Bund trotz Zinserhöhungen der Schweizerischen Nationalbank real sehr tief. Zudem sinkt mit der gegenwärtigen Inflation die Verschuldung des Bundes im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt (BIP), weil letzteres durch die Inflation steigt. Die Studie legt den grundsätzlichen Irrtum des Bundesrates im Umgang mit der Schweizer Staatsverschuldung offen: Die absolute Zahl in Franken und Rappen ist irrelevant, um die finanzpolitische «Fitness» der Schweiz zu messen. Entscheidend ist der Schuldenstand im Verhältnis zum BIP. Und hier steht die Schweiz auch im internationalen Vergleich äusserst bzw. zu gut da.

«Die Studie von Cédric Tille bestätigt, dass das in der Staatsrechnung 2022 ausgewiesene Defizit von 1,6 Milliarden Franken absolut verkraftbar ist», kommentiert Dominik Gross, Experte für Finanzpolitik bei Alliance Sud, dem Schweizer Kompetenzzentrum für internationale Zusammenarbeit und Entwicklungspolitik. «Der Schuldenstand des Bundes wird auch ohne Sparmassnahmen und bei sehr konser-vativen Schätzungen von einem äusserst niedrigen Niveau aus weiter sinken», so Gross. Die rein ideologisch motivierte rigorose Anwendung der Schuldenbremse erzeuge einen künstlichen Spardruck. «Hier gibt es aber auch rechtlichen Spielraum, ohne die Schuldenbremse grundsätzlich infrage stellen zu müssen.»

Der Globale Süden braucht wie die Ukraine mehr Unterstützung

Die Ergebnisse der Studie sind brisant, weil der Bundesrat mit Verweis auf den Bundeshaushalt bis 2028 aus dem Budget für die Entwicklungszusammenarbeit 1,8 Milliarden Franken in die Ukraine umleiten will. «Das Aushungern des Bundesbudgets geht auf Kosten der Menschen in den Entwicklungsländern, die schon jetzt unter den dramatischen Folgen des Krieges leiden und anders als die Schweiz tatsächlich mit einer Schuldenkrise konfrontiert sind», sagt Andreas Missbach, Geschäfts¬leiter von Alliance Sud.

Mit Blick auf die Finanzierung des Wideraufbaus in der Ukraine zeigt die Studie deutlich, dass die Schweiz ihre internationale Solidarität stärken kann und muss: «Der Bund hat einen finanziellen Spielraum in Milliardenhöhe, der mehr Geld für die Ukraine und gleichzeitig den Ausbau der Entwicklungszusammenarbeit in ärmeren Ländern erlaubt», sagt Missbach: «Beides ist dringend nötig und dient auch der Sicherheit der Schweiz.»

 

Für weitere Informationen:
Andreas Missbach, Geschäftsleiter Alliance Sud, Tel. +4131 390 93 30, andreas.missbach@alliancesud.ch

Dominik Gross, Verantwortlicher Steuer- und Finanzpolitik bei Alliance Sud, Tel. +4178 838 40 79, dominik.gross@alliancesud.ch

Cédric Tille, Professor für internationale Ökonomie am Geneva Graduate Institute, Centre for Finance and Development, und Research Fellow Center for Economic Policy Research (CEPR) London, Tel. +4179 668 74 42, cedric.tille@graduateinstitute.ch

Die Studie finden Sie hier.